Standortpatriotismus heißt die neue Forderung von Wirtschaftsminister Robert Habeck an die Unternehmen. Kurz: Die Unternehmen sollen sich nicht aus Deutschland verabschieden, sondern hier bleiben. Kritiker sind der Meinung, dass Habeck offenbar den Kapitalismus oder die Marktwirtschaft in ihrer Funktionsweise nicht zu 100 % verstanden hat. In einer Marktwirtschaft sind Unternehmen in der Regel nicht einfach sich selbst überlassen.
Konkurrenz zwingt Unternehmen – nicht der gute Wille
Unternehmen, die das Land verlassen, machen dies in der Regel aus wirtschaftlichen Gründen. Die Energieversorgung ist teils günstiger, die steuerlichen Rahmenbedingungen gelten als günstig, die bürokratischen Regeln sind vielleicht nicht so ausufernd wie in Deutschland. All das führt allerdings zu einer wirtschaftlichen Bewertung des jeweiligen Unternehmens. Unternehmen sind indes einer anderen Konkurrenz ausgesetzt: Unternehmen, die gleichfalls schon im Ausland produzieren. Unternehmen, die ihrerseits von einer günstigeren Energieversorgung profitieren und so fort.
Diese Konkurrenz produziert oft genug für denselben Markt. Das Ergebnis: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind eine entscheidende Randbedingung für Unternehmen im Wettbewerb um die eigene Existenz – nicht mehr und nicht weniger. Insofern ist die Wahlfreiheit sicherlich eingeschränkt, wenn nicht sogar ausgeschlossen. Die Wahl der Unternehmen nach dem besten Standort ist demnach alles, nur keine patriotische Frage, wie der Wirtschaftsminister offenbar glaubt.
Der Appell aber übersieht am Ende auch, dass die Unternehmen oft genug nicht dem leitenden Management gehören, sondern externen Kapitalgebern. Spätestens die verlangen in anonymen Märkten wie Aktienmärkten schlicht hohe Gewinne. Mit anderen Worten: Der Appell ist im besten Fall populistisch oder naiv. Oder er ist einfach nicht ernst genug gemeint.