In den letzten Monaten hatte sich die angespannte Lage auf dem Bau wieder etwas normalisiert. Das benötigte Material blieb zwar knapp und teuer, doch der Höhepunkt der Versorgungsprobleme mit Rohstoffen und Baumaterialien schien überwunden. Diese Hoffnung hat sich in den letzten Wochen jedoch wieder zerschlagen.
Denn wie das Münchener Ifo Institut am Freitag mitteilte, plagen die deutschen Bauunternehmen wieder deutlich größere Versorgungsengpässe. Die monatlich durchgeführten Umfragen lassen erkennen, dass sich die Versorgungssituation sowohl im Hochbau wie auch im Tiefbau erneut verschlechtert hat.
Im Hochbau hatten im Februar nur 23,5 Prozent der befragten Unternehmen über Versorgungsengpässe geklagt. Dieser Wert stieg im März erneut auf 37,2 Prozent an. Ähnlich stellte sich die Lage im Tiefbau dar. Hier stieg der Anteil der über Engpässe klagenden Unternehmen von 17,5 Prozent im Februar auf 31,5 Prozent im März an, was fast eine Verdopplung darstellte.
Die Unsicherheit nimmt wieder zu
„Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat zu einer hohen Unsicherheit mit Blick auf die Lieferketten geführt“, berichtete Dr. Klaus Wohlrabe, der Leiter der Ifo-Umfragen. Belastet werden die Unternehmen auch dadurch, dass die Preise sehr starken Schwankungen unterliegen. Dadurch wird es deutlich schwieriger, die eigenen Angebote zu kalkulieren.
„Die Materialpreise für viele Rohstoffe schwanken in Folge des Krieges deutlich stärker. Zudem beziehen viele Unternehmen Vorprodukte aus Russland oder der Ukraine. Das erschwert die Bauplanung“, ergänzt Klaus Wohlrabe und verwies darauf, dass viele Unternehmen als Konsequenz der jüngsten Entwicklung ihre Preise erhöhen wollen.
Auf die Bauherrn kommen damit neben den jüngst stark gestiegenen Zinsen weitere Preiserhöhungen zu. Auf ein Rekordniveau gestiegen ist in den Ifo-Umfragen die Zahl der Unternehmen, die ihrer Preise anheben wollen. Sie stieg von 43,8 auf 48,9 Punkte. Der hohe Kostendruck der Unternehmen wird somit recht zeitnah an die Kunden weitergegeben.