Die EU-Kommission möchte offenbar große Technologiekonzerne an den Kosten dafür beteiligen, die Internetinfrastruktur in der EU aufzubauen. Dies ist wirtschaftlich nicht sinnvoll, so nun die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), Ramona Popp, dem Handelsblatt gegenüber. Die EU-Kommission würde damit das „offene und freie Internet“ gefährden. Regulatorische Eingriffe hätten beispielsweise auch in Südkorea negative Effekte gezeitigt.
Kritik an der EU-Kommission: Kommission gefährdet das offene und freie Internet
„Die Pläne der EU-Kommission, große Technologiekonzerne an den Kosten der Internetinfrastruktur zu beteiligen, stoßen auf Widerstand bei deutschen Verbraucherschützern. Brüssel gefährde mit der Idee einer europäischen Datenmaut für Online-Dienste wie Netflix, Youtube oder Meta das offene und freie Internet, sagte die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), Ramona Pop, dem „Handelsblatt“.
Die negativen Folgen für Verbraucher, Wettbewerb und Netzneutralität müssten schwerer wiegen als die Gewinnabsichten der Telekommunikationsindustrie. Die Verbraucherschützer verweisen in einer eigenen Stellungnahme zum noch bis Freitag laufenden EU-Konsultationsverfahren für ein sogenanntes Datenmaut-Gesetz auf die Erfahrungen in Südkorea, wo es eine Art Datenmaut bereits seit 2016 gibt. Das Land sei ein „Negativbeispiel für regulatorische Eingriffe“, heißt es in dem Papier, über welches das „Handelsblatt“ berichtet.
Endnutzer sähen sich mit höheren Kosten für die Breitbandnutzung konfrontiert. Zudem reduzierten einige Online-Dienste die Qualität ihrer Streamingdienste, um Netzentgelte zu sparen. Kritisch sieht der VZBV in diesem Zusammenhang, dass der Fragenkatalog der EU-Kommission zu dem Konsultationsverfahren „wenig Ansatzpunkte für die Verbraucherperspektive“ liefere. Das lasse vermuten, dass die Kommission ihre Pläne für eine Datenmaut „ohne Rücksicht auf Verluste umsetzen möchte“, sagte Pop. „Verbraucherinteressen spielen quasi keine Rolle.“
Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur