Die Maßnahmen in Deutschland werden heute in den meisten Bundesländern noch einmal verschärft. Die meisten Bundesländer etwa greifen auf eine 15-KM-Beschränkung zu. In diesem Radius dürfen sich Menschen außerhalb ihrer Wohnung bewegen, wenn kein triftiger anderer Grund vorliegt. Baden-Württemberg (Ministerpräsident Kretschmann, Grüne) setzt diesen Teil der Verordnung gar nicht um. Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer äußerte sich in einer Talkrunde der „Bild“-Zeitung (u.a. auch mit Karl Lauterbach) drastisch zu den neuen Maßnahmen: Es reiche jetzt. „Anfang Februar müssen wir kontrolliert wieder aufmachen. Wir müssen auch leben.“
Schäden an der Wirtschaft steigen
Palmer zeigte sich überzeugt, die Schäden an der Wirtschaft würden jetzt steigen – ebenso an der Gesellschaft. Diese Schäden würden gar „exponentiell“ steigen. „Der Innenstadthandel ist schon auf der Intensivstation, der fällt bald ins Koma. Die Insolvenzen werden anrollen. Ich meine, wir halten das nicht durch.“
Zudem sei der vorgegebene Inzidenz-Wert der Regierung in Höhe von 50 Neu-positiv-Getesteten pro 100.000 Einwohner einer Region binnen einer Woche das falsche Ziel. Würde die Regierung an diesem Ziel festhalten, dann würde auch der Lockdown noch mehrere Monate dauer.
Widerspruch legte Karl Lauterbach ein. Er sei der Meinung, der Wert von 50 sei noch zu hoch. Das „ehrgeizige Ziel“ sollte bei 25 Neuinfektionen pro 10.000 Einwohner liegen. Auch Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) scheint sich der Auffassung von Palmer in Teilen anzuschließen. Jedenfalls hält sie es für undenkbar, Grundschulen und Kindertagesstätten noch für ein oder zwei Monate zu schließen. Man sollte vielmehr überlegen, „Was kann man schrittweise wie wieder öffnen.“ In den kommenden Wochen wird es sich zeigen, wie weit die Lauterbachs dieser Gesellschaft Einfluss darauf haben, die Gesellschaft weiter in der Intensivstation zu halten, wie es Boris Palmer sinngemäß formuliert hat.