Wenn in Deutschland ein Gasembargo gegen Russland durchgesetzt wird, werden die Preise für Gas explodieren, so schätzt der Wirtschaftsforscher Christoph Schmidt vom RWI die Situation am Gasmarkt ein. Die Abwägung über den politischen Nutzen würde weit über ökonomische Überlegungen hinausgehen, es würde ein Eskalationspotenzial geben. Gemeint ist, dass aus rein ökonomischer Sicht mit einer enormen Tragweite zu rechnen ist, die wiederum allenfalls politisch noch zu tragen wäre, wenn dies unerlässlich scheint. Die Preise werden explodieren -was einen hohen politischen Nutzen erfordert, um die Folgen noch abzufangen. Schmidt verweist darauf, dass zahlreiche EU-Länder von russischem Gas abhängig seien. Diese Länder wiederum seien dann Konkurrenten Deutschlands, wenn es darum geht, die Gasspeicher zu füllen. Er halte es für verständlich, dass die Bundesregierung aktuell noch damit zögert, diesen Schritt zu gehen, so Schmidt.
Regierung zögert beim Gas-Embargo
„Ein Gas-Embargo der Europäischen Union gegen Russland würde nach Einschätzung des Wirtschaftsforschers Christoph Schmidt die Gaspreise explodieren lassen und die Produktion in vielen Unternehmen bedrohen. Man könne die Forderung „inhaltlich durchaus nachvollziehen, aber ihre Abwägung geht weit über ökonomische Überlegungen hinaus“, sagte der Präsident des Essener RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung der „Rheinische Post“ (Samstag).
Es gebe in diesem Fall ein „Eskalationspotenzial, das jenseits rationaler ökonomischer Abwägungen eingeschätzt werden muss“. Neben Deutschland seien viele andere EU-Länder massiv von russischem Gas abhängig, mit denen Deutschland bei einem Embargo um die knappen freien Erdgasmengen konkurrieren müsse und denen Deutschland womöglich mit dem Gas aus deutschen Speichern helfen müsse. „Es ist daher verständlich, dass die deutsche Bundesregierung zögert, einen solchen Schritt zu unternehmen“, so Schmidt.W
Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur