Nach über einem Jahr Corona-Krise wird immer deutlicher, welche Auswirkungen die Lockdowns und Einschränkungsmaßnahmen auf Wirtschaft, Handel und Handwerk haben. Engpässe in den Lieferketten haben inzwischen auch die sogenannten Verbraucher erreicht. Immer mehr Unternehmen beklagen fehlendes Produktionsmaterial, ob Möbelbauer, Autobauer, Süßwarenhersteller, Hersteller von Elektrogeräten oder eben auch Hausbauer. Die nachgefragten Rohstoffe und Produkte, zum Beispiel Mikrochips, Plastik, Holz oder Metalle kommen nicht mehr oder erst nach Wochen an – und dann zu verteuerten Preisen.
Knappheit bei Vorprodukten
Das Ifo-Wirtschaftsinstitut München berichtete bereits, dass die Knappheit an sogenannten Vorprodukten ein ernsthaftes Problem für die deutsche Industrie geworden ist. Fast die Hälfte der im April befragten Industrieunternehmen haben von Engpässen berichtet, so das Institut. So schlecht sei die Lage zuletzt vor rund 30 Jahren gewesen, kurz nach der Wende.
In Deutschland geht zudem das Holz aus. Dachdecker und Handwerker schlagen Alarm. Obwohl in Deutschland genügend Bäume gefällt werden, wird fast das komplette Holz nach China oder in die USA exportiert. Für Deutschland bleibt in der Krise so gut wie nichts übrig. Das macht sich in der Baubranche bemerkbar, zum Beispiel beim Bau von Dachstühlen, berichten Dachdecker und Handwerker.
Zwar seien die Auftragsbücher voll, doch die Handwerker bemängeln, dass sie kaum noch an Baumaterial kommen. Und falls doch, müsse man mit langen Wartezeiten und hohen Preisen rechnen. Ein Dachdecker-Betrieb erklärte der BILD-Zeitung, dass der Betrieb seit 1924 in Familienhand sei. Doch eine derartige Rohstoffknappheit hätte es nicht einmal nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben. Neben der Rohstoffknappheit hätten sich zudem die Preise mehr als verdoppelt. Diese radikale Preisverteuerung sei dem Kunden so schnell nicht vermittelbar, so die Handwerker.
Laut einer Umfrage des Deutschen Dachdeckerhandwerks sind 10 Prozent der Dachdecker schon in Kurzarbeit. Neben Holz für Dachstühle würden zudem Maler bereits berichten, dass die Probleme hätten, Tapeten zu bekommen. Die Corona-Krise macht deutlich, was geschieht, wenn globale Lieferketten und Handelsabhängigkeiten unter Druck geraten oder wegbrechen.
Beobachter kritisieren den Globalismus schon seit Jahren. Sie fordern – nicht zuletzt aus Umweltschutz- und Autarkiegründen – dass Regionalität bei Handel und Produktion wieder an vorderster Stelle stehen müsse. Dumpinglöhne in anderen Ländern haben dafür gesorgt, dass westliche Unternehmen ihre Produktion verstärkt in diese Billiglohn-Länder verlagert haben. Zwar ist die Herstellung dort günstiger, doch die Corona-Krise hat innerhalb nur eines Jahres verdeutlicht, wie verwundbar und wie hinfällig inzwischen dieses globalistische System ist.
Regionalität stärkt nicht nur die eigene Wirtschaft und die Arbeitsplatzsituation – sie trägt zur Unabhängigkeit von Ländern ab, die bei derartigen Krisen nicht mehr so verwundbar sind. Billigproduktion hat den internationalen Wettbewerb, Preise und Löhne in eine absurde Abwärtsspirale geführt. Qualität und Langlebigkeit von Produkten und Zufriedenheit von Beschäftigten zählen nicht mehr, sondern Preis- und Lohndumping – auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt.
Wenn Produkte, Lebensmittel und lebende Tiere nicht mehr um den ganzen Globus geschippert werden, werden zudem Umwelt und Ressourcen geschont. Das Selbstbewusstsein von Nationen, Kulturen und Volkswirtschaften wird gestärkt, wenn sie sich wieder mit ihren vollständig selbst hergestellten Produkten identifizieren können und für ihre Arbeit einen angemessenen Lohn erhalten.