Robert Shiller, Yale-Professor und Nobelpreisträger, äußerte sich in dieser Woche am Rande eines Finanzkongresses zur aktuellen Lage an den Finanzmärkten. Vor dem Hintergrund der Kursverluste, mit denen die Wall Street und insbesondere die Technologieaktien in das neue Jahr gestartet sind, sieht der bekannte Ökonom durchaus Parallelen zum Jahr 1929 und zum Beginn der Weltwirtschaftskrise.
Eine Gewähr dafür, dass es heute tatsächlich so kommt wie 1929, stellen diese Parallelen allerdings nicht dar. Auffällig ist, dass die Anleger heute ängstlicher wirken als 1929, was Robert Shiller insbesondere auf die Pandemie zurückführt, die unser Denken verändert hat.
Während die Kapitalmärkte bereits intensiv über das Thema Inflation diskutieren, sorgen sich die Menschen noch mehr um die Pandemie und den Klimawandel. Wie die Inflation bewertet wird, hängt allerdings sehr stark vom allgemeinen Narrativ ab. So verweist Shiller darauf, dass auch die heutigen Deutschen durch die geschichtliche Erfahrung ihrer Großväter und Großmütter ein ganz anderes Verhältnis zur Inflation haben als andere Länder.
Das Narrativ der Inflation beginnt zu wirken
Auch in den USA wurde in den 1970er und 1980er Jahren anders über die Teuerung gedacht und gesprochen als heute. Da das jeweilige Narrativ anschließend auch die Aktionen der Menschen beeinflusst, könnte die Geldentwertung durchaus in eine neue Phase eintreten, sollte sich das vorherrschende Narrativ ändern und die Inflation in das Bewusstsein der Menschen zurückkehren.
Die größte Gefahr für die Notenbanken sieht Robert Shiller derzeit darin, dass es ihnen nicht gelingt, eine wirtschaftliche Erholung einzuleiten, die mit einer niedrigen Inflation einhergeht. In diesem Fall sei zu befürchten, dass die Inflationserwartungen steigen, was wiederum an den Finanzmärkten zu Unruhe führen könnte.
Ein zentrales Problem dabei sind die Energiepreise. Das Thema ist politisch und es polarisiert. Die Idee, dass die heutige Menschheit ihren Energieverbrauch beschränken soll, provoziert Unwillen und Ärger. Gleichzeitig könnten weiter steigende Energiepreise zu einem Vertrauensproblem führen.
Auf die Zentralbanken sieht Robert Shiller deshalb ein Problem zukommen, weil sie bezüglich der Inflation Erwartungen hatten, die sich nicht erfüllt haben. Inzwischen ist die Inflation so hoch, dass auch die Notenbanken alarmiert sind. Wenn diese nun auf die Bremse treten und die Zinsen erhöhen, wird eine erhebliche Arbeitslosigkeit die Folge sein.