Das deutsche Insolvenzrecht ist seit Beginn des Monats Mai wieder vollständig in Kraft getreten. Damit müssen Unternehmen, die zahlungsunfähig oder überschuldet sind, Insolvenz anmelden. Dem Bericht eines Autors des Wirtschaftskurier nach allerdings werden nun damit die ersten Pleiten schon sichtbar.
Gastronomie, Einzelhandel und andere Betriebe kämpfen
Dem Bericht nach würden nicht nur die Gastronomie oder der Einzelhandel aktuell kämpfen. Auch „chronisch kämpfende Branchen wie die Werftenindustrie“ seien betroffen. Nach den diversen Unterstützungsleistungen und rechtlichen Ausnahmen helfe ein „Weiterwursteln“ nicht mehr. „Ende Juni werden wir sehen, wer bei Ebbe ohne Hose badet“, zitiert der Bericht Wolfang Weber-Thedy, der Insolvenz-Berater ist. In dieser Funktion hat er bereits Unternehmen wie Karstadt oder Hertie bei diesem Weg begleitet.
Bis dato war die Sorge vor den neuen Insolvenzen geringer geworden. Das Jahr 2020 hat Deutschland mit lediglich 15.841 offiziell angemeldeten Unternehmensinsolvenzen überstanden. Dies sei gegenüber 2019 eine Reduktion von 15,5 % gewesen, so das Statistische Bundesamt. Dies war auch der niedrigste Wert seit der Einführung der aktuellen Insolvenzordnung, die 1999 vorgenommen worden ist.
Die Darlehen, die u.a. von der Kreditanstalt für Wiederaufbau vergeben worden sind, die Überbrückungsgelder sowie die Aussetzung der Insolvenzanmeldepflicht war verantwortlich für die niedrigen Zahlen, mutmaßen Volkswirte.
Die Creditreform sowie das Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) haben demnach mit der Wiederherstellung des Insolvenzrechtes einen Anstieg der Insolvenzzahlen prognostiziert.
Der ZEW-Studienautor Georg Licht würde „vor allem im Dienstleistungs- und Handelssektor“ einen Rückstau ausmachen, so die Studie. Wenn dies nun aufgelöst werde – durch die Aufhebung der Ausnahmen -, dann würden Pleiten in der Gastronomie sowie dem Beherbergungsgewerbe und auch in der Bekleidungsindustrie wie zudem im Tourismus sichtbar werden.
Gerade bei kleineren Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten habe es bis dato kaum Insolvenzen gegeben. Dies werde nun wohl in einen Zuwachs münden. Wir dürfen gespannt sein, wie die Politik kurz vor der Bundestagswahl darauf reagiert.