Die Pfandbriefbanken in Deutschland, zusammengeschlossen im Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) melden einen Zusammenbruch beim Geschäft mit der Finanzierung von Immobilien. Das Geschäft sei 2022 im Vergleich mit 2021 um 11,0% eingebrochen. Die Darlehenszusagen seien vor allem im zweiten Halbjahr massiv gesunken. Das Ergebnis heißt vor allem: Der Immobilienmarkt wird deutlich schwächer.
Deutlich schwächere Nachfrage nach Immobilien-Darlehen – bricht der Markt zusammen?
„Das Immobilienfinanzierungsgeschäft der im Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) zusammengeschlossenen Institute ist zum Ende des Jahres eingebrochen. Im Gesamtjahr 2022 wurde noch ein Volumen von 158,5 Milliarden Euro erreicht – ein Minus von 11,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Entwicklung sei dabei aber zweigeteilt verlaufen, wie der Verband am Montag mitteilte: Während im ersten Quartal 2022 mit 49,0 Milliarden Euro, teilweise bedingt durch Vorzieheffekte in Erwartung steigender Zinsen, noch ein Rekordvolumen erzielt wurde und auch das zweite Quartal ein Wachstum zum Vorjahreszeitraum aufwies, entwickelten sich die Darlehenszusagen im zweiten Halbjahr mit zweistelligen Raten deutlich rückläufig. „Die Wende am Immobilienmarkt manifestiert sich auch im Immobilienfinanzierungsgeschäft der Banken“, sagte VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. „Die Zurückhaltung der Marktakteure, vor allem der privaten Darlehnsnehmer, ist eine Folge der hohen Inflation: Zum einen haben die innerhalb kürzester Zeit spürbar gestiegenen Lebenshaltungskosten den finanziellen Spielraum der Privathaushalte verringert. Zum anderen ist die hohe Teuerungsrate eine Ursache für die nun deutlich höheren Kreditzinsen“, sagte er. Für das laufende Jahr rechne er mit einer vorerst weiterhin verhaltenen Kreditnachfrage.
Die Neigung der Privathaushalte zum Immobilienerwerb dürfte angesichts der realen Einkommenseinbußen eher gering bleiben. Hinzu komme, dass Immobilieninvestments im wohnwirtschaftlichen sowie im gewerblichen Bereich im Vergleich zu anderen Anlageformen angesichts gestiegener Kapitalmarktzinsen an Attraktivität verloren hätten. Das Wohnimmobilienfinanzierungsgeschäft der VDP-Mitglieder erzielte im Jahr 2022 ein Volumen von 98,2 Milliarden Euro – nach 118,4 Milliarden Euro im Jahr 2021 (-17,1 Prozent). Die Finanzierungen von Eigentumswohnungen (-29,3 Prozent) sowie von Ein- und Zweifamilienhäusern (-18,2 Prozent) verzeichneten dabei besonders deutliche Einbußen.
Das Volumen der Darlehen für den Erwerb von Mehrfamilienhäusern ging hingegen „nur“ um 5,5 Prozent zurück. Stabiler präsentierte sich im vergangenen Jahr das Gewerbeimmobilienfinanzierungsgeschäft der Pfandbriefbanken: Nachdem die positive Entwicklung in allen wesentlichen Segmenten im ersten Halbjahr teilweise auf Nachholeffekte aus der Zeit der Covid-19-Pandemie zurückzuführen war, machten sich insbesondere zum Jahresende hin die konjunkturellen Belastungsfaktoren bemerkbar, sodass die Kreditvergabe im vierten Quartal 2022 deutlich zurückging. Mit einem Volumen von 60,3 Milliarden Euro stand am Jahresende dennoch ein leichtes Plus in Höhe von 1,2 Prozent zu Buche. Dabei konnten die Finanzierungsvolumina für Handelsgebäude (+10,3 Prozent) und Hotels (+6,2 Prozent) aufgrund der pandemiebedingt vergleichsweise geringen Vorjahreswerte gesteigert werden. Die – gemessen am Volumen – besonders bedeutenden Finanzierungen von Büroimmobilien konnten das Vorjahresniveau hingegen nicht ganz erreichen (-3,3 Prozent). Bezogen auf das gesamte Wohnimmobilienfinanzierungsgeschäft der VDP-Mitgliedsinstitute im Jahr 2022 spielten Zusagen für im Ausland gelegene Objekte mit einem Anteil von 5,9 Prozent nur eine untergeordnete Rolle. Einen spürbar höheren Auslandsanteil verbuchte mit 40,5 Prozent die Gewerbeimmobilienfinanzierung.
„Angesichts des weiter verhaltenen Immobilienfinanzierungsneugeschäfts ist zu erwarten, dass der Darlehensbestand der Pfandbriefbanken in diesem Jahr noch etwas geringer wächst, möglicherweise auch stagniert“, sagte Tolckmitt.“
Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur
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