Der Euro sollte, so hieß es bei der schrittweisen Einführung der Gemeinschaftswährung, eine Erfolgsgeschichte werden. Kritiker gingen damals davon aus, dass die gemeinsame Währung eine Weichwährung werden könne, da letztlich alle Länder über die Währung für die Schulden einzelner Länder haften würde. Nun scheint sich die Befürchtung zu bestätigen. Der bekannte Volkswirt Thomas Mayer hat nun in der Welt vor dem Weg in die gemeinsame Schuldenunion gewarnt.
Erinnerungen an die Hyperinflation
Der Ökonom erinnert etwa an die sogenannte Hyperinflation, die 1923 in Deutschland um sich griff sowie an die folgende Währungsreform durch den Notenbanker Hjalmar Schacht. Der leitete von 1923 bis 1930 die Reichsbank und wurde dann 1933 durch A. Hitler erneut zum Präsidenten der Reichsbank berufen.
Die Volkswirtschaft lag am Boden, „das Geld war knapp“. Schacht produzierte praktisch Geld. Er beauftragte eine Privatfirma namens Metallforschungsgesellschaft (Mefo) damit, um staatlich garantierte Wechsel (mit denen also dann Geld bezogen werden kann), „Mefo-Wechsel“ auszustellen.
Mit diesen Wechseln bezahlt der Staat seinen Ankauf. Die Lieferanten wiederum erhielten von der Zentralbank gegen die Vorlage der Mefo-Wechsel Bargeld. Der Staat selbst darf oder kann in einer modernen Geldwirtschaft das Geld nicht drucken, dies steuert die Zentralbank. Über die Ausgabe von Wechseln an den Staat war allerdings die staatliche Gelddruckerei indirekt höchst erfolgreich.
Die Staatsschulden selbst wurden, wie es heißt, „in die Mefo ausgelagert“. Dies wiederum ließ die offiziellen Staatsschulden auf dem vormaligen Niveau verharren, war also ein einfacher Trick, um nicht unendlich Geld zu produzieren und eine Hyperinflation wie 1923 zu verhindern.
Schacht wollte diese Form der heimlichen Geldmengenerhöhung 1938 beenden und wurde durch Hitler entlassen.
Die heutige Geldproduktionsmaschine über die Zentralbank erinnert Thomas Mayer ganz offensichtlich an die damalige Trickserei – und er sieht Italien als mächtigen Verbündeten oder als fordernde Partei. Der neue italienische Staatschef Mario Draghi, vormals Chef der EZB (Europäische Zentralbank) setze auf eine weitere Verschuldung Italiens mithilfe der Geldmengensteigerung.
Damit knüpfe Italien, so legt die Analyse nahe, an die Politik Deutschlands zur Finanzierung vor dem zweiten Weltkrieg an. Zunächst hatte Italien sich nach den zweiten Weltkrieg nur moderat verschuldet. Die Lira war an den Dollar im sogenannten Bretton-Woods-System bis 1973 angebunden. Sie verlor kaum an Wert, die Staatsschuld wuchs von 30 % auf 37 % des BIP (jährliches Bruttoinlandsprodukt). Mit Aufgabe der Anbindung an eine feste Währung (Dollar) stürzte die Lira ab.
Draghi, Merkel und Co. sind nun praktisch wieder auf dem Weg, der mit der Mefo praktisch eröffnet worden war. Nur, dass die Wechsel, die Italien (und auch Deutschland) heute ausstellen, den Namen Euro tragen.