Die norwegische Billigfluglinie Norwegian Air hat das rettende Ufer erreicht – zumindest vorläufig, denn das im Vorjahr über die Airline eröffnete Insolvenzverfahren konnte in den letzten Tagen erfolgreich beendet werden. Aus dem Überlebenskampf ist die Fluglinie allerdings nur deutlich geschrumpft hervorgegangen.
Sechs Monate rang das Unternehmen mit seinen Gläubigern um die Frage seines Überlebens. Am Ende des zähen Ringens steht ein Billigflieger, der zwei Drittel seiner Flotte und einen erheblichen Teil seiner Schulden eingebüßt hat. Anstatt wie bisher mit 156 Flugzeugen wird Norwegian Air in Zukunft nur noch mit 51 Maschinen an den Start gehen.
Die hohe Verschuldung des Unternehmens sank von über 80 Milliarden Norwegischen Kronen (NOK), das entspricht 7,86 Milliarden Euro, auf nur noch 16 bis 18 Milliarden NOK (1,57 bis 1,77 Milliarden Euro). Zusätzlich wurde das Eigenkapital des Unternehmens um sechs Milliarden Kronen (693 Millionen Euro) aufgestockt.
Die Lage bleibt trotzdem angespannt
Aus dem Schneider ist das Unternehmen damit allerdings noch nicht, denn Norwegian Air steckte bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie in großen Schwierigkeiten. Die Gesellschaft war angeschlagen und sah sich einem starken Wettbewerbsdruck seitens der Konkurrenz ausgesetzt.
Der Ausbruch der Pandemie verstärkte die ohnehin vorhandenen Probleme nochmals erheblich. Bei Norwegian Air war vor allem das transatlantische Liniennetz stark betroffen, denn auch in Norwegen kam der Luftverkehr mit dem Aufkommen der Pandemie im ersten Halbjahr 2020 nahezu vollständig zum Erliegen.
Ob der Weg zurück in die Profitabilität mit der reduzierten Größe und den deutlich abgebauten Schulden gelingen wird, bleibt abzuwarten. Die Unsicherheit bleibt vor dem Hintergrund der immer noch anhaltenden Corona-Pandemie hoch. Das Unternehmen wird sich strecken müssen, damit aus dem Neustart keine zweit Bruchlandung wird.