Nord Stream 2 – waren deutsche Behörden informiert?

Das Wall Street Journal aus den USA hat möglicherweise einen weiteren Hammer im Nord Stream-Fall aufgedeckt oder thematisiert. Deutsche Behörden sollen darüber informiert gewesen sein, dass es ukrainische Pläne zur Sabotage der Pipeline gegeben hat. Konkret heißt es:

Der niederländische Geheimdienst MIVD soll im Juni 2022 Hinweise an die CIA weitergeleitet haben, die daraufhin deutsche Regierungsstellen gewarnt habe. Diese Informationen stammen aus amerikanischen und deutschen Quellen.

Aufforderung durch Geheimdienst an Selenskyj

Berichten zufolge forderte die CIA den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf, die von ukrainischen Beamten geplante Operation zu stoppen. Kiew weist jede Beteiligung an dem Anschlag zurück.

Für den Anschlag wurde ein kleines Segelboot mit einer sechsköpfigen Besatzung, darunter zivile Taucher, gemietet. Die Tarnung als Freizeitsegler sollte den Berichten nach die wahren Absichten verschleiern.

Ein ukrainischer Offizier, der angeblich an der Aktion beteiligt war, äußerte sich belustigt über Spekulationen in den Medien, die von einer groß angelegten Geheimdienstoperation ausgehen. Weitere Gespräche des WSJ mit hochrangigen ukrainischen Beamten deuten darauf hin, dass einige von ihnen entweder an der Sabotage beteiligt waren oder zumindest davon wussten.

Während deutsche Ermittlungen bereits viele Details bestätigt haben, gibt es bislang keine offizielle Bestätigung über eine direkte Beteiligung der ukrainischen Regierung. Auch der ukrainische Geheimdienst SBU bestreitet weiterhin jegliche Regierungsbeteiligung.

Berichten zufolge kritisierte Selenskyj General Zaluzhniy, der für die Operation verantwortlich war. Zaluzhniy soll jedoch erklärt haben, dass das Team nach dem Start der Mission nicht mehr zurückgeholt werden konnte, um eine Entdeckung zu vermeiden.

Der Anschlag auf Nord Stream am 26. September war einer der schwerwiegendsten Angriffe auf die kritische Infrastruktur der Bundesrepublik. Die deutsche Generalbundesanwaltschaft fahndet weiterhin nach einem ukrainischen Tauchlehrer, der an dem Anschlag beteiligt gewesen sein soll. Dieser Verdächtige, Wolodymyr Z., soll sich zuletzt in Polen aufgehalten haben, ist jedoch vermutlich ins Ausland geflohen und so einem europäischen Haftbefehl entgangen.

Sollten sich die WSJ-Erkenntnisse bestätigen, wird es nicht nur in der Ukraine Fragen geben: Auch die deutschen Behörden müssten sich dann rechtfertigen.