Noch vor einigen Monaten sprach die EZB davon, die Inflationsrate würde nicht massiv ansteigen. Nun meint die Direktorin Isabel Schnabel, dass die hohe Inflation dafür sorge, dass die EZB handeln müsse. Aus heutiger Sicht, so lässt sie wissen, hielte sie eine Zinserhöhung im Juli 2022 für möglich. Die EZB hat zuletzt vor elf Jahren, 2011, die Zinsen in der Euro-Zone erhöht. Dies wiederum würde nach herrschender Meinung jetzt den Inflationsdruck formal etwas reduzieren: Kredite würden teurer werden.
Kredite würden teurer – Inflation evtl. geringer: Erhöht die EZB die Zinsen nunmehr?
„EZB-Direktorin Isabel Schnabel hält es angesichts der hohen Inflation im Euro-Raum für geboten, den Kurs in der Geldpolitik anzupassen. „Jetzt reicht es nicht mehr zu reden, wir müssen handeln,“ sagte sie dem „Handelsblatt“ (Mittwochausgabe).
„Aus heutiger Sicht halte ich eine Zinserhöhung im Juli für möglich.“ Zuvor sollten die Nettozukäufe von Anleihen eingestellt werden, voraussichtlich Ende Juni. Zuletzt hat die EZB im Jahr 2011 die Zinsen im Euro-Raum angehoben, diesen Schritt aber kurze Zeit später wieder korrigiert. In anderen Ländern wie den USA oder Großbritannien haben die Notenbanken die Zinsen in diesem Jahr bereits erhöht. Grund ist der weltweite Anstieg der Inflation. Im Euro-Raum erreichte sie im April ein Rekordhoch von 7,5 Prozent. Laut Schnabel beschränkt sich der Preisanstieg nicht nur auf Energie und Lebensmittel. „Wir sehen eine Verbreiterung des Inflationsdrucks.“
Es stehe außer Zweifel, dass höhere Lohnforderungen kommen würden, wenn die Inflation längere Zeit hoch bleibe. „Wir müssen verhindern, dass sich die hohe Inflation in den Erwartungen festsetzt“, sagte Schnabel. Noch würden sich Löhne und Preise nicht gegenseitig hochschaukeln. Geldpolitik müsse aber vorausschauend handeln.
„Wir dürfen nicht erst reagieren, wenn eine Lohn-Preis-Spirale bereits in Gang gekommen ist.“
Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur
Foto: EZB, über dts Nachrichtenagentur