Die Krankenkassenbeiträge in Deutschland steigen und werden weiter steigen. Dies ist fast einhellige Meinung in der Gesundheitsbranche. Gesundheitsminister Karl Lauterbach will mit Reformen gegen die steigenden Kosten – und Beiträge – ankämpfen. Nun zeigt die IKK Innovationskasse, in welche Richtung es gehen könnte. Die These des Vorsitzenden Ralf Hermes: Das Krankengeld – zu zahlen bei längerer krankheitsbedingter Abwesenheit vom Arbeitsplatz – sollte nicht mehr von den Kassen getragen werden. Sondern? Die Beiträge werden ohnehin steigen.
Darum geht es:
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat bereits angekündigt, dass die Zusatzbeiträge für die gesetzliche Krankenversicherung steigen werden. Hermes hebt hervor, dass seine Krankenkasse den Beitragssatz schon im Juli auf 16,9 Prozent erhöht hat, um den finanziellen Druck zu mildern.
Die Rücklagen vieler Kassen wurden durch Maßnahmen der Minister Spahn und Lauterbach erheblich reduziert. Hermes warnt davor, dass das System kollabieren könnte, was Insolvenzen und Fusionen zur Folge haben könnte.
Hermes schlägt vor, das Krankengeld-Modell zu überdenken, da es sich seiner Meinung nach um eine versicherungsfremde Leistung handelt, ähnlich wie das Mutterschaftsgeld. Die Abschaffung des Krankengeldes durch die Krankenkassen könnte eine deutliche finanzielle Entlastung bringen. „Wir arbeiten gerade mit einem Institut daran, die genaue Höhe der Entlastung zu berechnen,“ erklärt Hermes.
Sparen, sparen, sparen – Versicherte sollten die Pläne kennen
Hermes sieht auch bei anderen Leistungen Einsparpotenzial. Er schlägt vor, dass Krankenkassen nicht mehr für Homöopathie, Heilmittel und Zahnersatz aufkommen sollten. Stattdessen sollten Wahltarife eingeführt werden, bei denen die Versicherten die Möglichkeit haben, private Zusatzversicherungen abzuschließen. „Es ist wichtig, den Menschen wieder die Freiheit zu geben, selbst zu entscheiden,“ sagt Hermes.
Ein Vorschlag von Hermes ist der „Wahltarif Facharzt privat“. Hierbei könnten Versicherte einen Selbstbehalt wählen und im Gegenzug Beiträge zurückerhalten, um private Zusatzversicherungen abzuschließen. Dies würde nicht nur die Bürokratie verringern, sondern auch die Wartezeiten für Facharzttermine verkürzen. „Fachärzte würden von der aktuellen, übermäßigen Bürokratie entlastet,“ betont Hermes.
Die eigentliche Bombe:
Hermes stellt das bisherige Solidarprinzip infrage. „Ist das Prinzip der Vollkaskoversicherung im Gesundheitssystem noch tragbar? Ich denke nicht,“ sagt er. Er spricht sich für mehr Anreize zur Prävention aus, um die Gesundheitskosten zu senken. Viele chronische Krankheiten seien auf ungesunde Lebensgewohnheiten zurückzuführen, deren Kosten nicht weiterhin von der Allgemeinheit getragen werden sollten.
Hermes steht den Reformvorschlägen von Gesundheitsminister Lauterbach skeptisch gegenüber. Er hält die von Lauterbach angestrebte Bürgerversicherung für wenig sinnvoll. „Was soll diese Bürgerversicherung eigentlich darstellen – ein staatliches System wie die Rentenversicherung?“ fragt Hermes. Er fordert mehr Wettbewerb und Innovation im Gesundheitssystem, auch wenn dies eine drastische Reduzierung der Krankenkassen bedeuten würde.
Fazit: Das könnte teuer werden!