Sollten die Experten vom Analysehaus Roskill mit ihrer Erwartung Recht haben, dass sich die Nachfrage nach Lithium bis zum Jahr 2029 verzehnfachen wird, stellt sich natürlich sofort die Frage, ob der in einer vergleichsweise sehr kurzen Zeit extrem schnell steigende Bedarf auch tatsächlich gedeckt werden kann.
Gerechnet in den Kategorien des Bergbaus, sind acht bis zehn Jahre eine vergleichsweise kurze Zeit. Sie wird benötigt, um kleinere Lagerstätten von der ersten Exploration bis zu einer produzierenden Mine zu entwickeln. Bei größeren Projekten wird dieser Zeitraum allerdings kaum ausreichen. Für Minen dieser Größe sind Planungs- und Entwicklungszeiten von 15 Jahren und mehr nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel.
Der Lithiumbergbau wird an dieser Stelle keine Ausnahme darstellen. Begünstigt werden Verzögerungen bei größeren wie kleineren Projekten regelmäßig durch die zyklische Struktur der Branche. Geht es am Markt mit den Rohstoffpreisen bergauf, sind die Anleger gerne dabei, neue Projekte mit ihrem Geld zu finanzieren.
Aber wehe, der Wind dreht und die Preise fallen. In diesen Zeiten wird auch der Geldhahn sehr schnell zugedreht. Bergbauprojekte verschlingen aber gerade in der Explorations- und Entwicklungsphase hohe Summen. Gibt es keine Investoren, die sie bereitstellen, tut sich auch bei den hervorragenden Projekten nur noch herzlich wenig.
Die Zeit drängt und die Preise müssen steigen
Zu beobachten war dies in den letzten drei Jahren auch beim Lithium. Befürchtungen, die Nachfrage nach Lithium könne nicht mehr vollständig gedeckt werden, ließen den Preis für eine Tonne batteriefähiges Lithium im November 2017 auf ein Rekordhoch von 25.800 US-Dollar ansteigen.
Von diesem Hoch gab der Preis nach massiven Produktionsausweitungen und einer geringer als erwarteten Nachfrage anschließend um rund 75 Prozent nach. Inzwischen werden wieder rund 6.000 US-Dollar pro Tonne gezahlt. Einen starken Anreiz, die eigene Produktion zu erhöhen oder gar neue Minen zu entwickeln, stellt der aktuelle Preis für die Produzenten allerdings nicht dar.
Dazu bedarf es nicht unbedingt eines neuen Rekordhochs wohl aber einer deutlichen Preissteigerung. Sie wird kommen müssen, sollen die geplanten Steigerungen bei der Neuzulassung von Fahrzeugen mit Elektroantrieb auch nur annähernd erreicht werden. Ohne steigende Lithiumpreise dürfte der Traum von der Elektromobilität mangels Grundrohstoff allerdings recht schnell ausgeträumt sein.