Die Insolvenzwelle in Deutschland rollt. Nur sieht sie derzeit niemand. Das ist der Eindruck nach den jüngsten Daten, die das Statistische Bundesamt vorlegt. Aktuell liegen für Dezember 2020 nach den jüngsten Schätzungen sogar 9 % weniger Insolvenzen vor. Im Januar wird demnach die Zahl der Insolvenzen 34 % niedriger sein. Das Statistische Bundesamt meint laut „Welt“: „Die wirtschaftliche Not vieler Unternehmen durch die Corona-Krise spiegelt sich somit weiterhin nicht in einem Anstieg der gemeldeten Unternehmensinsolvenzen wider“.
Wer nicht will, der muss nicht
Der Hintergrund ist recht schnell beschrieben. Wer nicht will, der muss nicht. Die Unternehmen haben seit Beginn der Corona-Krise immer wieder aufgeschobene Fristen, um Insolvenz anzumelden. Allerdings warnen Insolvenzverwalter davor, die Situation auf die leichte Schulter zu nehmen. „Derzeit gehen viele Vorstände und Geschäftsführer ein großes Risiko ein“, so Christoph Niering, Vorsitzender des Verbands der Insolvenzverwalter Deutschlands (VID). Denn die Gesetzeslage im Insolvenzrecht gibt zahlreichen Unternehmen aktuell gerade nicht das Recht, auf die Anmeldung der Insolvenz zu verzichten.
„Strafrechtlich und zivilrechtlich steht hier sehr viel auf dem Spiel“, so der Funktionär. Denn das „Covid-19-Insolvenzaussetzungsgesetz verschafft lediglich Unternehmen Freiraum, die darauf verweisen können, ihre Krise sei durch die Pandemie verschuldet. Weitere Voraussetzung: Sie müssen damit rechnen dürfen, eine Auszahlung von staatlichen Unterstützungsprogrammen zu erhalten. Die Unterstützungen müssten dann dafür reichen, um die aktuell bestehenden Lücken in der Finanzierung des Unternehmens zu schließen.
Die „Creditreform“, eine Auskunftei, sieht gerade dies nicht. „Schätzungsweise nur rund 20 % der Unternehmen sind tatsächlich berechtigt, die Antragspflicht auszusetzen“, wird Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung des Unternehmens, dazu zitiert. Gerade in der Gastronomie und Hotellerie dürften zahlreiche Unternehmen die Voraussetzungen nicht erfüllen. Sie machen sich im Zweifel sogar strafbar. Hantzsch sieht auch die Politik als verantwortlich – die erwecke einen falschen Eindruck…