Die Inflation ist im Dezember in Deutschland wieder ein wenig zurückgegangen. Dabei fiel der Rückgang deutlich höher aus, als es die Experten im Vorfeld erwartet hatten. Für die Börsen war dies in den ersten Tagen des neuen Jahres Anlass genug, eine ordentliche Rallye zu starten.
Nehmen die Händler an den Aktienmärkten damit einen neuen Aufschwung vorweg und bestätigt sich wieder einmal, dass die Entwicklung an den Börsen der Entwicklung in der Realwirtschaft rund ein halbes Jahr vorausläuft? Wenn dem so sein sollte, dürften wir uns auf einen sehr angenehmen Verlauf des Jahres freuen.
Allerdings bleiben Zweifel. So hat die Bundesbank bereits davor gewarnt, die für den Dezember ermittelten Inflationszahlen überzubewerten, denn ein wesentlicher Teil des jetzt bejubelten Rückgangs ist allein den staatlichen Maßnahmen zur Reduzierung der Kosten für die Bürger zu verdanken.
Die Furcht vor einer Lohn-Preis-Spirale ist durchaus berechtigt
Ohne diese Zuwendungen, wäre die Inflation im Dezember deutlich höher ausgefallen. Hinzu kommt, dass historische Studien, die von der Deutschen Bank und anderen US-Investmentbanken verfasst wurden, deutlich erkennen lassen, dass es schwer ist, die Inflation wieder in den Bereich von zwei Prozent zurückzudrängen, wenn erst einmal Werte von acht Prozent erreicht wurden.
Diese Werte wurden im vergangenen Jahr nicht nur in Deutschland mit Inflationsraten von zehn Prozent deutlich überstiegen, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern. Für die kommenden Monate wird deshalb entscheidend sein, ob es zu einer Lohn-Preis-Spirale kommen wird. Bislang war die Teuerung vor allem auf die Rohstoff- und Energiepreise und die Nahrungsmittel beschränkt. Nicht so stark betroffen waren Mieten und Dienstleistungen.
Da allerdings kaum eine Dienstleistung ohne den Einsatz von Energie zu erbringen ist und die Gewerkschaften in die anstehenden Lohn- und Gehaltsverhandlungen mit hohen Forderungen eingetreten sind, sind Zweitrundeneffekte durchaus zu erwarten. Die Stimmung könnte sich daher schnell wieder eintrüben, sollte im Lauf des Jahres deutlich werden, dass die Inflation gekommen ist, um zu bleiben.