Mini- und Teilzeitjobs werden in Deutschland öfter von Frauen als von Männern genutzt. Die Bundesregierung möchte diese Jobs deshalb attraktiver machen und hat dazu einen Reformentwurf erarbeitet, der am 23. Februar 2022 vorgestellt wurde. Er sieht vor, dass die Verdienstgrenze von Minijobs von derzeit 450 auf 520 Euro pro Monat angehoben wird.
Geplant ist auch eine Neugestaltung und Ausweitung der Midijob-Gleitzone auf 1.600 Euro. Hinzu kommen Steuerentlastungen. Sie bestehen in einer Anhebung des Grundfreibetrages von 9.984 auf 10.347 Euro im Jahr und einer Anhebung der Werbungskostenpauschale von 1.000 auf 1.200 Euro pro Jahr.
Das klingt zu nächst einmal gut, ist es aber nicht, sagt das Münchener Ifo Institut. Es hat die zu erwarteten Folgen der Reform durchgerechnet und kommt zu dem wenig befriedigenden Schluss, dass die geplanten Reformen der Ampel-Koalition bei Mini- und Midijobs und der Einkommensteuer die Teilzeitfalle verschärfen. Dies gilt vor allem dann, wenn Frauen als Zweitverdienerinnen betroffen sind.
Im Vordergrund der Berechnungen zu den mittel- und langfristigen Folgen der geplanten Reform standen dabei die Auswirkungen der drei Reformelemente auf die Beschäftigung und den Staatshaushalt. Die Ifo-Forscher Maximilian Blömer und Valentina Consiglio kommen dabei zu einem für die Ampel-Koalition wenig günstigen Urteil.
Viel Geld für eine Reform, die ihr eigentliches Ziel verfehlt
„Zwar hätten die Reformen insgesamt eine positive Auswirkung auf die Arbeitsmarktbeteiligung, jedoch würden vor allem Männer ihre Arbeitszeit erhöhen. Frauen würden hingegen ihre Arbeitszeit verringern und noch häufiger in Teilzeit arbeiten“, erklärt Ifo-Forscher Maximilian Blömer. Zudem werden die Reformen den deutschen Staat 6,5 Milliarden Euro kosten, sollten sie unverändert umgesetzt werden.
Es ist nach den Berechnungen der Forscher zu erwarten, dass durch die Mini- und Midijobreform Teilzeitjobs finanziell attraktiver werden. Gut 80.000 Frauen werden diese Chance nutzen und zukünftig in Teilzeitjobs mit wenigen Stunden arbeiten. Gleichzeitig ist zu erwarten, dass 40.000 Frauen ihre Vollzeittätigkeit aufgeben.
Auch wenn man die positive Beschäftigungswirkung berücksichtigt, die mit vorgesehenen Reform einhergeht, ist dennoch zu erwarten, dass sich die Arbeitszeit von Frauen um umgerechnet 7.000 Vollzeitstellen verringern wird.
„Die negativen Beschäftigungswirkungen entstehen vor allem durch die Kombination des bestehenden Ehegattensplittings sowie der Ausweitung der steuer- und abgabenfreien Minijobs. Mit den geplanten Reformen verfehlt die Ampel-Koalition somit ihr erklärtes Ziel, die Verdrängung von regulären Arbeitsverhältnissen durch Minijobs sowie die Teilzeitfalle insbesondere für Frauen zu verhindern“, sagt Blömer.