Sollten die Gouverneure der US-Notenbank vor ihrem Treffen in der letzten Woche geplant haben, die Finanzmärkte vorsichtig auf eine zukünftige Zinserhöhung vorzubereiten, so ist dieses Vorhaben krachend gescheitert, denn die Wall Street und auch der Devisenmarkt haben beide in einer sehr scharfen Art und Weise reagiert.
Der US-Dollar hat gegenüber dem Euro aber auch gegenüber dem Schweizer Franken massiv an Wert gewonnen und an den Aktienbörsen bestimmen seit dem vergangenen Mittwoch kräftige Verluste das Bild. Auch die Edelmetalle Gold und Silber verloren deutlich an Wert, obschon die erste Zinserhöhung erst für das Jahr 2023 avisiert wurde.
Auch wenn die Finanzmärkte im ersten Moment wieder einmal wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen wirken, dokumentiert die scharfe Reaktion der Börsen eine sehr ernste Gefahr. Sie geht weit über den Dunstkreis der Finanzmärkte hinaus und könnte früher oder später auch die Wirtschaft im Allgemeinen tangieren.
Erst die Inflation, dann der Abschwung?
Sorge haben die Anleger, dass die Unternehmen nicht in der Lage sein werden, die höheren Preise, die sie jetzt bereits für ihre Vorprodukte bezahlen müssen, an ihre Kunden weiterzugeben. Das schwächt zunächst nur ihre Gewinne und könnte deshalb allen anderen egal sein.
Bei rückläufigen Gewinnen, wird aber kaum mehr investiert werden, sodass mittel- bis langfristig auch das Investitionsvolumen rückläufig sein wird. Die Folgen sind ein schwächeres Wirtschaftswachstum, zusätzliche Sparmaßnahmen und eine ansteigende Arbeitslosigkeit. Sie treffen früher oder später auch die Nichtaktionäre mit voller Wucht.
Auch die zweite Furcht der Finanzmärkte ist für die gesamte Bevölkerung von hoher Bedeutung, denn der Markt fürchtet, dass die US-Notenbank jetzt zu lange zögert und deshalb später besonders radikale Maßnahmen setzen muss, um eine ausufernde Inflation doch noch irgendwie in den Griff zu bekommen.
Damit ist in der vergangenen Woche genau das passiert, was die FED vermutlich am wenigsten beabsichtigt hat: Die Finanzmärkte sind alarmiert und verunsichert. Wenn Gleiches in Zukunft auch für die Verbraucher gelten sollte, könnte den westlichen Ländern schon bald ein ziemlich heißer Inflationstanz bevorstehen.