Habecks LNG-Lösung: Ist Katar der nächste Reinfall?

LNG-Flüssiggas gilt in Deutschland als guter Ersatz für das Gas, das dieses Land aus Russland nicht mehr beziehen möchte und kann. Robert Habeck hatte als Wirtschaftsminister im November 2022 mit Katar einen Liefervertrag vereinbart. „Super“ sei die Vereinbarung, es ging um mindestens 15 Jahre Lieferzeit ab 2025 (oder später).

„Super“ ist aktuell dieser Deal nicht mehr. Der Energieminister Saad al-Kaabi ließ nun wissen: „Wenn ich durch die Investition in Europa fünf Prozent meiner Einnahmen verliere, werde ich nicht nach Europa gehen.“ Die EU hat eine Richtlinie erlassen – zu CO-2-Emissionen sowie zu Menschenrechten -, die Katar offenbar nicht passt. Der Energieminister ließ wissen: „Ich bluffe nicht.“ So fragt die Berliner Zeitung: „Platzt Habecks LNG-Deal mit Katar?“

Dies wäre ein weiterer Rückschlag, da LNG ohnehin umstritten ist, wie wir berichteten. „Das LNG-Flüssiggas kommt zu größeren Teilen aus den USA, wo allerdings der Export durch die Biden-Regierung zunächst auf Eis gelegt worden war – weil es Klimaschutz-Bedenken gibt. Das nächste Problem der Ampel-Regierung – neben der damit auch unsicheren Versorgung – ist nun der Austritt von Methan. Das sei „schlimmer“ – und zwar um den Faktor 80 – als CO-2, so ein Bericht. Methan soll für die Erwärmung der Erde „maßgeblich verantwortlich“ sein. Es verschwinde schneller als CO-2, sei über 20 Jahre jedoch ungefähr 80mal so klimaschädlich wie CO-2.

Methan für 0,5 Grad Erderwärmung (von 1,1 Grad) verantwortlich

Demnach soll Methan auch für 0,5 Grad der Erderwärmung von bislang 1,1 Grad verantwortlich sein. Die IEA (Internationale Energieagentur) hat nun bekannt gegeben, dass die Förderung von Öl und Gas im vergangenen Jahr fast 120 Millionen Tonnen Methan freigesetzt worden sein sollen. Diese Zahl ist aber nun ggf. sogar zu niedrig. Laut der Daten eines Forscherteams, das auf „Nature“ zitiert wird, würde dabei viel mehr Methan freigesetzt. Konkret: 52 % der nationalen Ölförderung an Land und 29 % der Gasförderung wären für für den Methaustritt verantwortlich.

Erschreckend dabei: Annähernd 3 % des gemessenen Methans würden in die Atmosphäre entweiche. Da sei dreimal so viel wie das, was die US-Regierung bislang angebe.

Das Problem: Genaue Angaben sind nicht möglich. In der Luft kann nicht zuverlässig gemessen werden und die Löcher in den Anlagen sind teils erst spät zu erkennen. Es sieht aber so aus, als solle die Gas-Freundlichkeit, mit der wir immer noch operieren, ein falscher Weg sein.

Dies haben die USA schon erkannt, wie wir kürzlich berichteten.

Immer mehr Berichte zum LNG-Ausbaustopp der USA finden sich inzwischen in den vorderen Rängen in Deutschland: Die Tragweite scheint inzwischen bewusster zu werden. Deutschland habe die Wirtschaft am stärksten in Richtung von LNG-Flüssiggas aus den USA ausgerichtet, heißt es beispielsweise. Ergo hat der Ausbaustopp in den USA die Wirkung einer Wirtschaftssanktion gegen Deutschland. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat voller Freude auf die LNG-Lieferungen bereits LNG-Terminals bauen lassen.

Wer liefert das Gas?

Das Wirtschaftsministerium zeigt sich vollkommen zuversichtlich. Auf Anfrage der „Financial Times“ hat das Wirtschaftsministerium wissen lassen, dass die aktuelle Versorgungssicherheit in Deutschland nicht beeinträchtigt sei. Gut, aber wenig erstaunlich die Ankündigung: „Wir beobachten die Situation in den USA genau“. Natürlich, möchte man sagen.

Die US lässt über ihre Energieministerin Jennifer Granholm dazu wissen: „Die Pause wird sich weder auf bereits genehmigte Exporte auswirken noch auf unsere Fähigkeit, unsere Verbündeten in Europa, Asien oder andere Empfänger bereits genehmigter Exporte zu beliefern.“

Dennoch: Die Auswirkungen werden wohl größer ausfallen. So hat der LNG-Produzent Venture Global aus den USA dazu wissen lassen, der Stopp der Genehmigungen zur Produktion würde „den globalen Energiemarkt erschüttern“. Wenn weitere LNG-Projekte in den USA ausgesetzt würden, habe dies die Wirkung einer „Wirtschaftssanktion“ und wäre ein „verheerendes Signal an die Verbündeten“, die erkennen müssten, dass sie sich nicht auf die USA verlassen können.

Bloomberg als Wirtschaftsagentur wiederum erinnerte daran, dass der französische Finanzminister Bruno Le Maire kritisiert hatte, das „die wirtschaftliche Vorherrschaft der USA und eine Schwächung Europas“ das Ziel der LNG-Exporteure in den USA sei – bzw. zumindest deren Konsequenz. Das Problem dürfte ja bald vorbei sein.“

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