Zentralbanker gelten als verschwiegen, was grundsätzlich nicht zu bemängeln ist. Doch wenn es um den Goldbesitz einer Notenbank geht und dabei nicht nur Fragen nach seiner aktuellen Größe gestellt werden, sondern sich auch danach erkundigt wird, wo und in welcher Form er vorgehalten wird, erhält man schnell das Gefühl, es sei nach einem Staatsgeheimnis gefragt worden.
Oder wie es Chris Powell vom Gold Anti-Trust Action Committee (GATA) einmal ausdrückte: „Die Menge, der Standort und die Disposition der staatlichen Goldreserven sind Geheimnisse, die sensibler sind als die Menge, der Standort und die Disposition von Atomwaffen. In der Tat haben Regierungen mit Atomwaffen im Rahmen von Atomwaffenkontrollverträgen diese Art von Informationen oft weitergegeben, sogar an feindliche Mächte. Aber Informationen über Goldreserven werden viel strenger gehütet, und die meisten offiziellen Informationen über Gold sind eigentlich Desinformationen.“
Die Verschleierung fängt bereits in den Bilanzen der Notenbanken an, in denen nicht mehr zwischen Gold und Goldforderungen unterschieden wird. Dabei macht es einen großen Unterschied, ob eine Zentralbank über Gold verfügt, das nicht nur im eigenen Eigentum steht, sondern auch im eigenen Besitz ist, sodass man jederzeit direkt über es verfügen kann.
Wehe, wenn die Frage nach der Werthaltigkeit gestellt werden sollte
Letzteres ist nicht einmal bei der Bundesbank gegeben, denn nur ein kleiner Teil der deutschen Goldreserven lagert im Inland. Die Masse liegt in New York und London, also an Stellen, an denen weder die Bundesbank noch die Bundesregierung ein direktes Zugriffsrecht hat. Das Golddepot bei der Banque de France in Paris wurde in den vergangenen Jahren aufgelöst und das Gold nach Deutschland geschafft.
Bei den Golddepots in New York und London erwies sich das als nicht möglich oder als nicht nötig – je nach Lesart. Nur kleineren Ländern mit deutlich geringeren Goldbeständen als den deutschen ist es in der jüngeren Vergangenheit gelungen, ihr Gold aus London abzuziehen. Polen und Ungarn sind diesen Weg nicht nur gegangen, sondern waren dabei auch um eine möglichst große Publizität bemüht.
Bislang haben sich die Menschen nicht allzu sehr für das Gold ihrer Notenbanken interessiert. Dies dürfte aber in dem Augenblick anders werden, in dem die Inflation weiter unkontrolliert ansteigt und die Frage aufkommt, ob das moderne Papiergeld eigentlich noch durch reale Werte gedeckt ist.