Simone Peters war in früheren Jahren Bundesvorsitzende der Grünen und wechselte nach der Politik-Karriere in die Industrie bzw. in die Lobby-Arbeit. Sie ist Präsidentin des Bundesverbandes Energien und wird in dieser Funktion als Energie-Expertin – mit Recht, d. Red. – oft gefragt. Nun allerdings wartete sie mit einer merkwürdigen Rechnung auf. Sie wollte auf dem früheren Twitter und aktuell „X“ genannten Social-Media-Medium zeigen, dass die Industriestrompreise rückläufig oder zumindest günstiger geworden sind – und vergleich das Jahr 2021 mit dem Preis, der für das laufende Jahr noch erwartet wird.
Die Rechnung vergisst die politischen Änderungen
Dabei ist der industriestrompreis 2021 um 2,2 Cent pro KWh höher gewesen als der Preis, der für das laufende Jahr avisiert wird. Allerdings ist der Verweis darauf, dass z. B. die Abschaltung der Atomenergie also mehr oder weniger nichts ausmache, sachlich falsch.
Denn die Regierung hat im Jahr 2022 die EEG-Umlage auf den Strompreis, den Haushalte wie Unternehmen zahlen mussten, gestrichen. 2021 lag die EEG-Umlage bei 6,5 Cent je KWh. Damit ist die Rechnung, womit der Industriestrompreis nun günstiger sei, obsolet.
Wäre die Umlage nicht gestrichen worden, wären die Strompreise formal seit dem Ausstieg aus der Atomkraft um 4,26 Cent gestiegen. Auch hier ist immer davor zu warnen, einfache Einflussfaktoren als Preisbeleg zu nehmen, denn u.a. ist auch die Nachfrage verändert. Allerdings zeigt sich bei dieser Betrachtung sehr deutlich, dass die Rechnung einen staatlichen Einflussfaktor unterschlagen hat.
Es stellt sich die Frage, ob die Unterschlagung in voller Absicht oder aber aus Nachlässigkeit vorkam. Jedenfalls ist die Rechnung, so die Meinung dieser Redaktion, weder aufrecht zu erhalten noch in irgendeiner Form nachvollziehbar oder fair. Warum? Kalkulatorisch sehen wir hier regelrechte Fake News.