Die Energiewende beschäftigt das Land wohl auch weiterhin. Die Regierung sieht uns auf gutem Kurs, wie die jüngsten Äußerungen zeigen. Es gibt indes auch Stimmen, die von einem schwächeren Bild in der Zukunft aussehen. Der „Energieforscher“ André Thess hat in einem Interview nun erklärt, die Energiewende sei „teuer, klimafeindlich, unsicher“.
Energiewende „teuer, klimafeindlich, unsicher“
Thess ist als Energieforscher an der Universität Stuttgart tätig und hat auch schon international etwa in Japan oder in den USA gearbeitet. Er ist Physiker – und hält die Prognosen der Regierung aus rein physikalischer Sicht zunächst für nicht falsch, was den Energieverbrauch betrifft. Der könnte sich nach Meinung der Regierung in den kommenden 20 Jahren annähernd halbieren.
Zynisch könnte man einwenden, dass dies jederzeit schon deshalb geschehen kann, weil ja niemand wissen wird, wie sich die Industrie in Deutschland verhält – die wandert weiterhin ab.
Thess argumentiert allerdings als Fachmann natürlich anders. Er verweist darauf, dass die Kanareninsel El Hierro versucht habe, vollständig ohne den Einsatz von fossilen Energien zu überleben. 50 % erneuerbarer Strom „wurden erreicht, für 85 Millionen Euro, also etwa 15.000 Euro pro Einwohner“. Dabei wären die zweiten 50 % (Umwandlung der Energie, d. Red.) deutlich teurer. Die Insel sei aber wenig industrialisiert, die Windverhältnisse günstiger als in Deutschland.
Er rechnet bei einer Umstellung eines Industrielandes wie Deutschland auf reine Sonnen- und Windenergie mit Kosten von annähernd 10 Billionen Euro. Dies wären 100.000 Euro pro Einwohner. Gut 10 % der jährlichen Wirtschaftsleistung müssten dann für die Klimaneutralität aufgewandt werden. Das aber sage niemand – denn in Talkshows gäbe es für diese Art von Aussagen keinen Applaus.
Wir fassen – die ersten Aussagen – zusammen: Auf einer Insel mit sehr guten Bedingungen kostet die Umstellung für nur 50 % der Energiewende 15.000 Euro pro Einwohner. Die vollständige Umstellung in Deutschland inklusive der Industrie würde 100.000 Euro pro Einwohner – rechnerisch und hier nur kalkuliert – kosten. Ob das nicht ein wenig zu viel ist?