Es kommt nicht allzu oft vor, dass ein DAX-Unternehmen ein anderes DAX-Unternehmen übernimmt. Das liegt schon in der Natur der Sache, sind doch im deutschen Leitindex zwangsläufig die größten der Großen gelistet. Dennoch bewegt heute zu Beginn des Handels vor allem eine Meldung die Gemüter.
Der Immobilienkonzern Vonovia, seines Zeichens die Nummer 1 am deutschen Markt, übernimmt die Nummer 2, die Deutsche Wohnen. Der Zusammenschluss, der gestern Abend bekanntgegeben wurde, erregt nicht nur die Gemüter an der Börse. Auch das politische Berlin ist betroffen, wird doch gerade dort von interessierter Seite schon seit längerem die Verstaatlichung der Deutsche Wohnen SE gefordert.
Freuen können sich zunächst die Aktionäre dieser Gesellschaft, denn der Zusammenschluss soll über ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot erfolgen. Es hat einen Gesamtwert von 18 Milliarden Euro. Für jede Aktie der Deutsche Wohnen SE ist Vonovia bereit, einen Preis von 53,03 Euro zu bezahlen.
Gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag entspricht das einer Prämie von knapp 18 Prozent. Zieht man den Durchschnittskurs der letzten drei Monate als Vergleichsbasis heran, werden die Aktionäre der übernommenen Gesellschaft sogar mit einer Prämie von 25 Prozent belohnt.
Ein Zusammenschluss mit hohem politischem Risiko
Während die Deutsche Wohnen vor der Nachricht auf einen Börsenwert von rund 16 Milliarden Euro kam, liegt der Börsenwert der Vonovia mit rund 30 Milliarden Euro deutlich darüber. Das verbundene Unternehmen wird nach der Vereinigung über einen gesamten Wohnungsbestand von über einer halben Millionen Wohnungen verfügen.
Größter Aktionär beider Gesellschaften ist der US-amerikanische Finanz-Konzern BlackRock. Er ist jeweils der größte Einzelaktionär und besitzt bei der Vonovia 8,3 Prozent aller Aktien. Bei der Deutsche Wohnen hält BlackRock sogar 11,48 Prozent aller Anteile.
Die ersten Reaktionen auf dem Frankfurter Parkett fielen gemischt aus. Während sich die Aktie der Deutsche Wohnen in der ersten Handelsstunde um 15,54 Prozent auf 51,98 Euro verbesserte und damit sogar noch über dem Übernahmeangebot notierte, büßten die Aktien der Vonovia gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag um 4,43 Prozent ein.
Offenbar missfällt vielen Anlegern, das hohe Premium, das Vonovia für den kleineren Konkurrenten zu zahlen bereit ist und das hohe politische Risiko, das sich die Gesellschaft in Berlin damit für die Zukunft einhandelt, denn die Forderung nach einer Verstaatlichung dürfte nach dem Zusammenschluss eher lauter denn leiser werden.