Es ist unbestritten, dass Russland seinen Krieg in der Ukraine durch die Verkäufe von Öl und Gas finanziert. Ebenso unbestritten ist, dass ein aus diesem Grund erwogener Stopp von russischen Energielieferungen schmerzhaft sein wird. Wie schmerzhaft, das hat EconPol Europe in Zusammenarbeit mit dem Münchener Ifo Institut berechnet.
In der dazu erstellten Studie kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass ein Stopp russischer Energieimporte Deutschland kurzfristig drei Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung kosten konnte. Die Schätzungen beruhen auf einem Simulationsmodell und gehen davon aus, dass Öl und Kohle relativ leicht, das Gas aus Russland hingegen nur recht schwer zu ersetzen ist.
„Deutschland sollte die Abhängigkeit von russischem Gas schnell und entschlossen reduzieren. Ohne entsprechende Maßnahmen heute laufen wir Gefahr im kommenden Winter erpressbar zu werden“, fordert deshalb Karen Pittel, EconPol-Netzwerkmitglied und Leiterin des Ifo-Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen.
Nach Corona droht ein zweiter erheblicher Schock für die Wirtschaft
Wie schwierig es für Deutschland sein wird, ohne russisches Gas auszukommen, zeigen die durchgeführten Berechnungen. Sie gehen davon aus, dass ein Teil der Gazprom-Lieferungen durch Gas aus anderen Ländern ersetzt werden kann. Auch könne Gas, das bei der Stromerzeugung verbraucht wird, durch andere Energieträger wie Kohle oder Kernkraft substituiert werden.
Daneben müssen die Erdgasspeicher während der Sommermonate aufgefüllt werden, um für den nächsten Winter einigermaßen gerüstet zu sein. Dennoch sei zu erwarten, dass die Maßnahmen das Defizit nur zu einem Teil ausgleichen werden. Die jetzt zu treffenden politischen Maßnahmen müssen deshalb auch dafür sorgen, dass der Gasverbrauch durch Einsparungen gesenkt werden könne. Dennoch kommen auf die Verbraucher und die Wirtschaft erhebliche Mehrkosten zu.
Auf die Corona-Pandemie folgt somit nicht die erhoffte Entspannung, sondern umgehend die nächste Herausforderung. „Die Kosten eines Stopps der Energieimporte wären erheblich, wenn man bedenkt, dass die Corona-Pandemie etwa 4,5 Prozent an Wirtschaftsleistung gekostet hat“, erklärt Andreas Peichl, EconPol-Netzwerkmitglied und Leiter des Ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen.