Am Gold scheiden sich bekanntlich die Geister. Für die Einen ist es ein barbarisches Relikt, das besser heute als morgen seine Bedeutung an den Finanzmärkten verliert, für die Anderes ist es der letzte Hort der Stabilität in einem Sumpf von steigenden Schulden und der durch sie hervorgerufenen Inflation.
Letztere macht den Teilnehmern an den Finanzmärkten schon seit einiger Zeit zu schaffen. Auch wenn der DAX derzeit an seinem Allzeithoch kratzt und dieses auszubauen versucht, wird der Sturmlauf der Bullen ein ums andere Mal von aufkommenden Inflationssorgen gebremst.
Während die steigende Teuerung das Zeug hat, für die Aktienhändler zu einem echten Spielverderber zu werden, ist die Erwartung höherer Inflationraten für das Gold ein kräftiger Treibsatz. Im gestrigen Handel stieg der Goldpreis in US-Dollar gerechnet auf ein neues Hoch bei 1.916,18. Ende März, als die derzeitige Aufwärtsbewegung begann hatte der Preis des gelben Metalls noch bei bescheidenen 1.680,47 US-Dollar gelegen.
So teuer wie seit fünf Monaten nicht mehr
Setzt sich der bislang recht stabile Trend fort, dürfte im Lauf des Sommers auch ein Anstieg über das bisherige Jahreshoch bei 1.958,85 US-Dollar vollzogen werden. Ob es so kommen wird, dürfte im Wesentlichen von den Inflationssorgen der Anleger abhängen.
Gold gilt gemeinhin als ein guter Indikator für Inflation. Aber an dieser Stelle ist Vorsicht angebracht, denn wesentlich stärker als auf die aktuelle Inflation reagiert der Goldpreis auf die Inflationserwartungen der Anleger. Damit wird auch klar, warum der Goldpreis in den vergangenen Wochen so stark gestiegen ist, obwohl die Inflation in der Eurozone im Mai „nur“ auf 2,0 Prozent gestiegen ist.
Mit diesem Wert lag die Inflation innerhalb der Währungsgemeinschaft zwar auf dem höchsten Stand seit November 2018, doch die Anleger rechnen noch mit wesentlich höheren Preissteigerungsraten in der Zukunft. Wäre es anders, wäre der Goldpreis in den vergangenen Wochen weniger stark angestiegen.