In zahlreichen Medien wird inzwischen die sogenannte De-Industrialisierung thematisiert. Dies ist die Abwanderungsbewegung der Industrie in Deutschland bzw. deren Verschwinden von der Bildfläche, das aktuell besonders dramatisch erscheint. Die De-Industrialisierung kommt in die Schlagzeilen, weil die Energiekosten zu hoch seien. Robert Habeck möchte dem jetzt mit einem subventionierten, günstigeren Industriestrompreis entgegenwirken. Die De-Industrialisierung hat jedoch in Deutschland noch ganz andere Dimensionen.
Dieser Teil der Wirtschaft verschwindet „einfach“
So ist die deutsche Industrie schon seit vielen Jahren recht schwach. Hintergrund ist die Inflationierung. Das Gewerbe schaffte annähernd 90 % mehr als noch 1992, in 30 Jahren also eine beträchtliche Steigerung. Die Inflation ist im selben Zeitraum aber um annähernd 80 % geklettert. Das frisst die Wirtschaftsleistung in diesem Zeitraum auf – denn die Wachstumskennziffern werden vor allem auf Basis steigender Preise berechnet.
Das eigentliche Wachstum nach Inflation ist in Deutschland dem Bericht nach fast vollständig auf die Dienstleistungsbranche zurückzuführen. Und das ist wenig. Die Industrie hat noch 1960 einen Anteil von 61 % an der Wirtschaftsleistung in Deutschland gehabt. Der Anteil ist fast schon systematisch zurückgegangen: Bis zur Finanzkrise im Jahr 2008 fiel der Anteil auf weniger als 20 %. Dann kletterte der Anteil wieder etwas bis auf annähernd 23 %, um inzwischen seit 2016 wieder deutlich auf weniger als 21 % zu sinken.
Das heißt: Die Industrie wird im Gesamtpaket unwichtiger – wobei auch die Wirtschaft insgesamt kaum wächst. Die „Experten“ sprechen davon, dass die jüngste De-Industrialisierung bereits im Jahr 2015/2016 einsetzte. Im europäischen Maßstab ist das einstige Industrieland Deutschland damit nur noch im Mittelfeld. Jetzt geht es darum, über die Energieversorgung nicht auch noch diesen Platz zu verspielen. Mittlerweile sieht es zumindest so aus, als habe Habeck hier die Bedeutung der Industrie für die Wirtschaft im Land erfasst.