Keine Entwarnung bei der Inflation. Wer gehofft hatte, die Teuerung werden durch die in diesem Jahr wegfallenden Basiseffekte schnell kein Thema mehr sein, könnte sich täuschen, denn die Stimmen mehren sich, die auch für das Jahr 2022 von einer hohen Inflation ausgehen. Für den Dezember hatte das Statistische Bundesamt erstmals in diesem Jahrhundert einen Anstieg der Teuerung auf über fünf Prozent gemeldet.
Der gewichtigster Mahner gegenüber dem Chor der Optimisten ist derzeit die Deutsche Bundesbank. Sie warnt davor, dass die Inflation auch zum Jahresbeginn „außerordentlich hoch“ sein wird. Mit einem Ende des hohen Inflationsdrucks, schon gar nicht mit einem schnellen, rechnen Deutschlands Währungshüter somit nicht.
Der am Montag vorgelegte jüngste Monatsbericht der Bundesbank berichtet, dass die deutsche Wirtschaft zum Ende des letzten Jahres den Rückwärtsgang eingelegt habe und geht davon aus, dass der Preisdruck auch in den ersten Wochen des neuen Jahres „weiterhin außerordentlich hoch bleiben“ wird.
Der Preisdruck bleibt hoch
Zwar fielen mehrere Sondereffekte fort, die im vergangenen Jahr zum starken Anstieg der Inflationsrate beigetragen hatten, wie beispielsweise die Einführung des Klimapakets und die Rücknahme der zeitweiligen Absenkung der Mehrwertsteuer im zweiten Halbjahr 2020, dennoch bleibe der Preisdruck hoch.
Die Bundesbank verweist darauf, dass 2021 Dienstleistungen und Industriegüter ohne Energie vor allem aufgrund von Lieferengpässen und wegen der Preisanhebungen zum Ausgleich von zuvor erlittenen Gewinneinbußen deutlich teurer geworden sind. Dieser Effekt wird zum Jahreswechsel nicht einfach fortfallen, sondern anhalten. „Hinzu kommt, dass aufgrund der erheblich angestiegenen Marktnotierungen für Erdgas die entsprechenden Endkundentarife kräftig angehoben werden.“
Im Gesamtjahr 2021 hatte die Inflationsrate in Deutschland bei hohen 3,1 Prozent gelegen, wobei der größte Teil des Anstiegs in der zweiten Hälfte des Jahres zu verzeichnen war. In 2022 könnte es noch unangenehmer für die Verbraucher werden, denn die neue Bundesregierung erwartet für das Gesamtjahr eine Teuerung in Höhe von 3,3 Prozent. Diese Angabe ist im Entwurf des neuen Jahreswirtschaftsberichts enthalten. Er liegt der Nachrichtenagentur Reuters vor und soll am Mittwoch vom Bundeskabinet beraten und verabschiedet werden.