Ein brisantes Interview legt die Stimmung bei zahlreichen Unternehmern bzw. in diesem Fall Händlern offen. Dieses Interview von „TE“ mit eine Kaufhausbesitzer in Bergisch-Gladbach zeigt, wie dramatisch die Lage mittlerweile geworden ist.
Der Unternehmer, Udo Kellmann, gibt an, mit einem Partner ein Kaufhaus zu führen, dass 7.000 Quadratmeter Verkaufsfläche biete. Zudem gebe es im selben Gebäude ein Fitnesscenter, das über 2500 Quadratmeter Fläche verfüge.
Im Oktober 2020 habe seine Buchhaltung beim zuständigen Arbeitsamt vorsorglich für 70 Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet. Es fehlte allerdings offenbar eine Anlage. Eine daraufhin per E-Mail verschickte Antragsunterlage landete im „Nirwana“, ggf. wegen eines Tippfehlers. Nach den Weihnachtsferien wurde der Antrag daher zunächst vorläufig, nach Einspruch endgültig abgelehnt. 25.000 Euro waren weg.
Zu langsame Bearbeitung
Der Unternehmer verwies darauf, dass die Ämter auch in anderen Fällen teils Wochen benötigen, um auf fehlende Unterlagen – auch bei Kleinigkeiten – u verweisen. Der ganze Staat laufe massiv aus dem Ruder. So habe eine Anfrage von ihm bezüglich der Statik aus dem Juli 2020 nun erst zur Antwort geführt.
Die betreffende Mitarbeiterin konnte den Antrag nicht einsehen, die Mails würden nun erst abgearbeitet. Selbst bei hinreichender technischer Ausstattung im Home Office würden zahlreiche Anträge auch erst so spät verarbeitet, weil die Akten in Papierform nicht greifbar sind.
Schwere Vorwürfe an Scholz und Altmaier
Der Händler berichtet darüber, dass er als Handelsunternehmen nun als Unterstützung „lediglich“ eine Beteiligung an den Fixkosten erhielten. Die berühmte November- und Dezemberhilfen waren noch als Umsatzbeteiligung in Höhe von 75 % versprochen worden.
Peter Altmaier und Olaf Scholz hatten bei der Festlegung dieser Hilfen offenbar aber – so vermutet auch dieser Unternehmer – den Umsatz mit dem Gewinn verwechselt.
Der Betreiber des Fitnessstudios wiederum hatte im ersten Lockdown einen Hilfskredit erhalten. Die Summe – die er zurückzahlen muss – wird nun mit den laufenden Kosten verrechnet. Dies reduziert seinen Verlust, womit wiederum die staatlichen regulären Hilfen geringer ausfallen. Deutschland im Jahr 2020/2021 – die Abrechnung wird bitter. Die Wut steigt.