Die Corona-Pandemie ist vorbei, wenn erst alle geimpft sind und die kurzfristig deutlich anziehende Inflation ist auch nur ein vorübergehendes Problem, das dann wieder von selbst verschwinden wird, wenn der während des Lockdowns aufgestaute Nachfrageüberhang vorbei ist.
Nur die Wenigsten stellen sich derzeit allerdings die Frage, was denn passiert, wenn die Aussagen der Notenbanken zutreffend sind und der aktuelle wirtschaftliche Flaschenhals in einigen Monaten tatsächlich durchschritten sein sollte. Leben wir dann wieder in der besten aller Welten, oder werden sich die Dinge deutlich unangenehmer entwickeln?
Die US-Verbraucherpreise sind im April bereits um 4,2 Prozent gestiegen, in Deutschland kommt die Inflation mit 2,0 Prozent noch vergleichsweise harmlos daher. Nicht übersehen werden sollten allerdings die Erzeugerpreise. Sie laufen den Konsumentenpreisen in der Regel voraus, denn welches Unternehmen wird diese Preissteigerungen zu Lasten seiner eigenen Marge und Gewinne nicht an die Kunden weitergeben?
Erst die Inflation dann Deflation und Rezession?
Aktuell zeichnet die Wirtschaft ein gespaltenes Bild: Während die Gesamtauslastung der Industrie noch deutlich unter den Niveaus von 2019 liegt und damit noch auf vorhandene Kapazitätsreserven verweist, fahren einzelne Bereiche wie der Rohstoffsektor und die Chipindustrie bereits auf Volllast. Exemplarisch sei an dieser Stelle auf das Bauholz verwiesen, dessen Preis sich zwischen Anfang Januar und Anfang Mai um geschmeidige 190 Prozent erhöht hat.
Natürlich wird sich die Lage früher oder später beruhigen, wenn sich die Lieferketten wieder stabilisiert und die Nachfrage beruhigt hat. Doch ist dieser Zustand wirklich so erstrebenswert wie er sich auf den ersten Blick anhören mag? Beruhigen wird sich die inflationäre Tendenz bei einzelnen Gütern nur, wenn die Nachfrage abnimmt oder das Angebot deutlich steigt.
Beides setzt deflationäre Tendenzen in Gang. Diese können sich, wie ein Blick auf die Entwicklung im ersten Halbjahr 2020 belegt, durchaus sehr schnell entwickeln und gerade an der Börse für eine gehörige Abwärtsdynamik sorgen. Mit dem gesunkenen Reichtum fehlt anschließend auch das Geld für zukünftige Konsumausgaben.
Die Entwicklung wäre dann eine ähnliche wie sie zu Beginn des Jahrhunderts im Anschluss an das Platzen der New-Economy-Blase zu beobachten war: Zuerst brachen nur die Kurse ein, dann auch der Konsum. Am Ende stand eine handfeste Rezession.