Deutschland hat die Rezession erreicht. Das sogenannte Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist statistisch betrachtet im vergangenen Quartal um -0,1 % gesunken. Damit ist die Rezession formal noch nicht erklommen, faktisch aber an sich schon. Das BIP muss in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen sinken, damit formal eine Rezession ausgerufen wird. Im Vorquartal lag das BIP noch bei einem Plus von 0,1 %. Nur: Die Zahlen sind nicht zuverlässig inflationsbereinigt, sondern nur auf Basis der offiziellen Inflationsrate, die vielen Kritikern als zu niedrig gilt.
Wer den Effekt steigender Preise auf die Bewertung der Leistungen noch berücksichtigt, kann – nicht statistisch gesichert – davon ausgehen, dass die Wirtschaft tatsächlich schrumpft. Dies ist formal – wie beschrieben – nicht korrekt, aber zumindest diskutabel.
Wachstum und Schrumpfung: Es stagniert
Nimmt man die korrekten, formalen Zahlen, wächst und schrumpft die Wirtschaft immer wieder. Im Jahresvergleich sei das BIP den Angaben des Statistischen Bundesamtes nach um -0,8 % gesunken. Das ist dann rezessiv. Wenn Preis- und Kalender-Daten „bereinigt“ würden, wäre der Rückgang mit -0,3 % immer noch ein Zeichen für eine Rezession.
Das aktuelle Hin und Her macht die Entwicklung nicht viel besser. Denn zumindest stagniert die Wirtschaft in Deutschland. Die Inflation hingegen steigt, was am Ende zu dem führt, was Ökonomen als „Stagflation“ bezeichnen: eine stagnierende Wirtschaft bei einer hohen Inflationsrate.
Das wiederum gilt als schwierig zu bekämpfen. Es ist eine Horrorvorstellung für Wirtschaftspolitiker, die Inflationsrate mit niedrigeren Zinsen eindämmen zu müssen und gleichzeitig die Wirtschaft ankurbeln zu wollen: Die müsste mehr Geld und Nachfragestimuli erhalten, so die oft gängige Vorstellung.
Derzeit sollen vor allem die privaten Ausgaben (Konsum) rückläufig sein: Das ist besonders gravierend, weil sich an der Situation absehbar wenig ändern wird.