Robert Habeck schützt die deutsche Stahlproduktion und möchte gleichzeitig den Klimaschutz voranbringen. Daher soll die Stahlerzeugung mit grünem Wasserstoff gefördert werden. Prof. Dr. Manuel Frondel, Umweltökonom des RWI Essen, hält davon nach einer Kolumne in der Berliner Zeitung wohl wenig. Wir fassen zusammen.
Die Habeck-Idee: Zu teuer?
Die Umstellung der Stahlproduktion in Deutschland sei eine riskante und teure Unternehmung. Der Staat investiert etwa sieben Milliarden Euro, um die Herstellung bis 2045 nahezu emissionsfrei zu gestalten. Thyssen-Krupp, ein Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten, erhält dabei allein zwei Milliarden Euro von der Bundesregierung und dem Land NRW. Ziel ist es, die traditionelle Produktion im Hochofen, die auf Kokskohle basiert, durch das umweltfreundlichere Direktreduktions-Verfahren zu ersetzen.
Dabei soll langfristig grüner Wasserstoff anstelle von Kokskohle genutzt werden. Bis dieser verfügbar ist, wird zunächst auf das weniger schädliche Erdgas zurückgegriffen. Durch die Erzeugung von Eisenschwamm aus Eisenerz und dessen Verarbeitung im Elektrostahlverfahren kann der CO₂-Ausstoß im Vergleich zur klassischen Methode um bis zu 60 Prozent gesenkt werden – mit grünem Wasserstoff sogar noch stärker.
Dabei würde oft übersehen, dass Stahl bereits heute in Elektrostahlwerken emissionsarm produziert werden kann, indem Stahlschrott eingeschmolzen wird. Dies reduziert die Emissionen um etwa 75 Prozent im Vergleich zur Hochofenroute. Mit 100 Prozent grünem Strom wäre diese Methode nahezu emissionsfrei. Eine weitere Option ist die konventionelle Stahlerzeugung in Kombination mit CO₂-Abscheidung und Speicherung.
Diese Technik könnte bei CO₂-Preisen von 40 bis 60 Euro pro Tonne umgesetzt werden. Sollten in einigen Jahren Pipelines zur Verfügung stehen, um das abgeschiedene CO₂ in Länder wie Dänemark oder Norwegen zu transportieren, wo bereits entsprechende Speicherlösungen bestehen, wäre diese Methode kostengünstiger als die Wasserstoff-basierte Produktion. Auch der Einsatz von recyceltem Stahlschrott wird zukünftig eine größere Rolle spielen und könnte die grüne Stahlproduktion vorantreiben – ohne umfangreiche staatliche Fördermittel.
Demgeenüber sei die Produktion von grünem Stahl, also mit grünem Wasserstoff, wie „Baden in Champagner“.