Die sogenannte Aufarbeitung der Corona-Zeit hat inzwischen die großen Medien erreicht. Am Dienstag debattierten bei Lanz u. a. die Grünen-Politikerin Göring-Eckardt und der Virologe Streeck. Es ging u.a. um die RKI-Protokolle, deren Existenz Streeck als befreiend empfindet. Der Virologe, selbst oft genug am Pranger, sieht darin einen Beleg dafür, dass im RKI wahrscheinlich selbst sehr differenziert diskutiert worden sei. Die „wissenschaftliche Basis“ der Politik, mit der sie vermeintliche Wahrheiten verkündete, ist damit mehr oder weniger zerbröckelt.
Das behauptet auch ein anderer Bericht, der sich damit beschäftigt, dass die Veröffentlichung der sogenannten RKI-Protokolle noch Zeit in Anspruch nehme.
Immer mehr Wissenschaftler fordern „evidenzbasiertes Handeln“ – und robuste Daten
Der Vorwurf lautet mehr oder minder direkt, dass die Datenlage in den Corona-Jahren wissenschaftliches oder evidenzbasiertes Handeln gar nicht hergegeben habe. Die Politik hätte damals bei breiterer Datenlage, die immer besser wurde, die Maßnahmen „jederzeit anpassen können und müssen“. Eines sei schon jetzt klar: Die Lockdowns mit dem Schließen des Schulbetriebs und die strengen Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen hätten nicht auf „sorgfältigen wissenschaftlichen Abwägungen“ beruht.
Die Politik sei der wichtigste Grund. So wird Angela Merkel noch einmal zitiert: Es würde „politische Grundentscheidungen, die mit Wissenschaft nichts zu tun (haben)“, geben,, so Merkel im Januar 2021 – also rund 10 Monate nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie auch in Deutschland. Der Schluss hier: „Das RKI als weisungsgebundene Leitforschungseinrichtung der Bundesregierung war ein Instrument zur Durchsetzung der Politik“. Die Einschätzung ist zumindest plausibel und rückt den Beraterkreis der Regierung in den Vordergrund – etwa jene, die eine „Zero-Covid“-Strategie vertreten haben. Wissenschaftler, die eine „flexible, nach Risiken gestaffelte Strategie“ vorschlugen, wurden kaum gehört. Die Modellierungen, so ein Vorwurf, würden einen Irrtum produziert haben, nämlich, dass „innerhalb eines bestimmten, territorial definierten Raums die Krankheitslast von allen gleichermaßen geteilt“ würde. So seien in der ersten Welle „möglicherweise hunderttausende Tote prognostiziert“ worden.