Das Gremium des WHO-Notfallausschusses hat jetzt erklärt, dass Impfauflagen oder Corona-Impfpässe als Voraussetzung von Einreisegenehmigungen strikt abzulehnen seien. Das Gremium wiederholte damit seine bereits zuvor geäußerte Position und sprach sich erneut gegen die Anwendung von Impfausweisen und Nachweisen für den internationalen Reiseverkehr aus.
Bereits Anfang März sprach sich die WHO gegen die von der Europäischen Kommission geplanten EU-Impfpässe aus. Die EU hat jedoch beschlossen, den sogenannten „Grünen Pass“, einen Impfausweis bei Reisen innerhalb der Europäischen Union ab Ende Juni 2021 einzusetzen.
Der Europadirektor der WHO, Hans Henri Kluge, hatte sich in einem Interview mit der „Welt“ deutlich gegen die Einführung von Corona-Impfpässen ausgesprochen. Der Impfpass verschärfe die Ungleichheit.
Zudem seien junge Leute, die einen Impfpass für Reisen benötigten, noch gar nicht an der Reihe für Impfungen. Kluge erklärte, dass die Regierungen den Impfpass für „politisch notwendig“ hielten – es sei aber keine Empfehlung der WHO.
Keine Beweise für die fehlende Infektiosität
Der WHO-Notfallausschuss verdeutlichte, dass es bisher keine klaren Beweise für die Wirkung der Impfung auf die Übertragung des Coronavirus gebe. Außerdem würden Impfauflagen die Ungleichheit verschärfen, weil die ungleiche Verteilung der Impfstoffe in der Welt unfair sei.
Dies habe bereits zu Gräben zwischen Menschen und Ländern geführt, so das Gremium. Stattdessen würde man Ländern empfehlen, sich bei Reisen auf Quarantänemaßnahmen zu verlassen und risiko- und evidenzbasierte Gesundheitsmaßnahmen anzuwenden.
Das WHO-Gremium ist der Auffassung, dass „die Pandemie kaum überwunden werden könne, solange die Verteilung der Corona-Impfstoffe unfair sei und solange nicht alle Länder ausreichend Medikamente und Tests hätten“. Der Notfallausschuss empfahl deshalb, die Ende Januar 2020 erklärte „Notlage von internationaler Trageweite“ weiter aufrechtzuerhalten.
Damit unterstützt die WHO indirekt den EU-Impfpass. Zwar hält sie dessen Einführung im Sommer für verfrüht, weil bis dahin nicht jedes Land über genügend Impfstoff verfügen und nicht jeder EU-Bürger geimpft sein könne. Zu einem späteren Zeitpunkt befürwortet die WHO jedoch Impfpässe als Voraussetzung für internationale Reisen und rät dazu, den „Corona-Notstand“ bis dahin weiter aufrechtzuerhalten. Die Maßnahmen von Merkel, Von der Leyen & Co. erhalten dadurch den gewünschten Rückenwind – die Ablehnung der WHO des EU-Impfpasses im Sommer ist reine Verwirrtaktik.