Werden die Reichen immer reicher? Die Politik der EZB bevorzugt einige Gruppen

Merkel

Wir wollen uns vor den Folgen der Corona-Wirtschaftspolitik schützen, heißt es allenthalben. Die Politik, auch und gerade die sozialdemokratische Regierungspolitik, wird nicht müde zu betonen, wie wichtig die Investitionen sind. Auch im Jahr 2022 werden enorme Schulden aufgenommen. Nun stellt sich allerdings die Frage, wer davon tatsächlich profitiert.

Der Cantillon-Effekt

Jüngst thematisierten Analysten, u.a. im Focus (Focus Money 27/2021) erneut den Cantillon-Effekt, über den diese Redaktion bereits vor längerer Zeit geschrieben hat. Der Effekt wurde vom Ökonomen Richard Cantillon im 18. Jahrhundert formuliert. Danach wird bei einer Erhöhung der Geldmenge immer ein bestimmter Bereich der Gesellschaft zunächst an das Geld gelangen. Das Geld wird stufenweise auf die verschiedenen Bereiche verteilt.

Das bedeutet wiederum, dass die Vorteile bei der früher bedachten Gruppierung liegen, während die später Bedachten wiederum unter der erhöhten Geldmenge und dem vorhergehenden Wertverlust des alten Geldes leiden werden. Dies lässt sich auch aktuell vermuten.

Die Geldmenge in der Euro-Zone steigt – wie auch in den USA. Die Banken können wegen der niedrigen Zinsen mit einer erhöhten Kreditnachfrage rechnen und die Notenbanken kaufen den Staaten Anleihen (mit frischem Geld) ab. Das Geld landet nicht gleichverteilt in der Gesellschaft, sondern z.B. bei der Kreditvergabe der Banken bei denen, die ohnehin „haben“ – warum?

Diejenigen, die in schwierigen Zeiten eine hohe Bonität nachweisen können, werden bei der Kreditvergabe logisch bevorzugt. Wer eine hohe Sicherheit bietet und dazu gute Geschäftsideen, erhält Geld. Wer in Zeiten von Rekordschulden ohnehin nur eine mittelmäßige oder gar schlechte Bonität aufweist, hat deutlich später etwas von der Kreditvergabe.

Diese Asymmetrie ist auch aktuell zu erwarten – denn schon steigt die Inflationsrate. Wer also mehr Geld aus der erhöhten Geldmenge hat, wird die Inflation, steigende Preise, einfacher verschmerzen können. Wer bei der Geldvergabe sozusagen in die Röhre blickt, wird davon deutlich härter bestraft. Der Effekt – steigende Geldmenge, steigende Inflationsrate, noch asymmetrischere Geldverteilung – trifft vor allem Ärmere – ob Olaf Scholz das überhaupt weiß?