Die Schlacht um Kiew hat die ukrainische Armee in den letzten Wochen für sich entschieden. Der Krieg geht allerdings weiter und es ist nicht zu erwarten, dass er schnell enden wird. Zu tief sind die Wunden, die inzwischen geschlagen wurden und zu sehr ist sein Ende mit der Herrschaft von Wladimir Putin verknüpft.
Er hat sich in den vergangenen Jahren als starker Mann inszeniert. Verzeiht man starken Männern eine militärische Niederlage? Oder ist ihr Nimbus von der großen Stärke dann Geschichte? Im Fall von Russland und seinem Präsidenten Wladimir Putin sind die beiden Frage sogar noch etwas schärfer zu stellen.
Es gilt nicht nur eine Antwort auf die Frage zu finden, ob einem starken Mann eine Niederlage verziehen wird, sondern ob ihm eine Niederlage in einem völlig unnötig und von ihm selbst provozierten Krieg verziehen wird. In dieser Konstellation könnte die Frage durchaus noch einmal anders beantwortet werden als in ihrer ursprünglichen Fassung – auch von der russischen Bevölkerung.
Der Schwerpunkt des Krieges verschiebt sich
Für den Krieg in der Ukraine bedeutet dies, dass ein schnelles Ende des Krieges nur auf zwei Wegen erfolgen kann. Entweder Russland siegt in einer glänzenden Weise und Wladimir Putin kann sich den Russen und auch der restlichen Welt weiterhin als jener starke Mann präsentieren, als der er gerne gesehen werden möchte oder der russische Präsident erlebt eine krachende Niederlage.
Diese müsste allerdings nochmals deutlich größer ausfallen als die Pleite in der Schlacht um Kiew. Doch danach sieht es derzeit nicht aus. Zwar hat die ukrainische Armee die russischen Truppen im Norden des Landes wieder über die Grenze zurückgetrieben, doch der Schwerpunkt verschiebt sich zunehmend in den Süden.
Hier dürften die russischen Verbände nun versuchen, große Teile der ukrainischen Armee einzukesseln. Die entscheidende Phase des Krieges könnte deshalb erst noch bevorstehen und sie könnte sehr leicht auf eine klassische Abnutzungsschlacht hinauslaufen.