Der WDR ließ nun in einem Kommentar wissen, was von den Baerbock-Vermutungen zu halten ist. Die Kanzlerkandidatin der Grünen war in den vergangenen Wochen durch kleine Affären aufgefallen. Zum einen meldete sie Einkünfte nicht bei der Bundestagsverwaltung, zum anderen musste sie ihren öffentlich geposteten Lebenslauf wegen Falscheinträgen mehrfach korrigieren. Nun wurde ihr zur Last gelegt, in ihrem neuen Buch Texte aus fremden Quellen verwendet zu haben, die als solche nicht gekennzeichnet wurden. Das nennt sich im deutschen Sprachgebrauch „Plagiat“. Der WDR sieht darin – hier bezogen auf seinen Kommentator – eine „Kampagne“.
Die Kampagne
Der Kommentator verweist, dass „dieser Mann“, nämlich ein Plagiatsjäger, auf seiner Seite auch auf die Fälschungen im Lebenslauf Baerbocks verwiesen hatte. Stunden später würden „Influencer“ der CDU dies in den sozialen Medien verbreiten. Kurz darauf dann greift dies die „Bild“-Zeitung auf. Fertig sei die Kampagne.
Der Kommentator allerdings verweist wiederum auf den Souverän schlechthin: „Die Wähler und Wählerinnen werden am Ende entscheiden“. Doch worüber? Die Aussage verwundert.
Denn in Deutschland wird die Kanzlerin oder der Kanzler nicht direkt gewählt. Hier werden im September Parteien in den Bundestag geschickt. Noch dazu sind die Politikerinnen und Politiker bei der dann folgenden Kanzlerwahl formal sogar frei in ihrer Stimmabgabe. Sie stimmen nach eigenem Gewissen.
Es spitzt hier also ausgerechnet ein öffentlich-rechtliches Medium die Bundestagswahl, die über die Zusammensetzung des Parlaments und damit eines wichtigen Kontroll- und Gesetzgebungsorgans befindet, auf eine Personenwahl zu. Die implizierte Verteidigungsrede – die Union würde eine „Kampagne“ inszenieren – ist formallogisch frei erfunden. Zur Wahl stehen die Grünen, die Union und andere Parteien. Nicht Frau Baerbock. Dass die Redaktionen hier frei auf verschiedene kleine und kleinste Vergehen einer Politikerin verweisen, ist die Aufgabe der Medien in Deutschland.