Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, meint, die Inflation in Deutschland sei derzeit kein gravierendes Problem. Für die allermeisten, so der Ökonom, wären zumindest 4 % Inflationsrate keine Schwierigkeit. Allenfalls Hartz-IV-Bezieher würden darunter leiden.
Die Rechnung ist falsch
Das ist objektiv falsch. Diese Inflationsrate stellt umgekehrt für die allermeisten sogar ein ganz enormes Problem dar. Der Volkswirt hat vielleicht etwas zu flapsig per Twitter geschrieben, will die von ihm offenbar oft unterstützte SPD weiterhin unterstützen oder er verrechnet sich.
Gerne können Sie mitrechnen: Wenn die Inflationsrate sich auf 4 % beläuft, dann wird dennoch nicht das gesamte Einkommen ausgegeben. Das meint der Volkswirt möglicherweise – insofern wäre bei einer Konsumquote von vielleicht 50 % die Inflation nicht bemerkenswert. Das Problem daran ist die nächste Inflationswelle: Die bezieht sich dann auf ein Einkommen oder Vermögen, das bereits entwertet worden ist. Über mehrere Jahre hinweg ist die Inflation sogar ein immer größeres Problem.
Vielleicht vergisst der Ökonom allerdings auch, dass die meisten Menschen für ihr Einkommen arbeiten müssen. Sie zahlen etwa 40 % Abgaben (mindestens – wenn die Sozialabgaben berücksichtigt werden). Das bedeutet, die Menschen benötigen 6,4 % bis 6,5 % mehr Einkommen, um keinen Kaufkraftverlust zu erleiden. Wer bekommt schon so viel mehr Geld?
Schließlich kennt der Ökonom vielleicht die Realzinsen nicht – das ist allerdings ein schon bedenklicher Vorwurf. Diese Zinsen berechnen sich aus der Rendite, die erzielbar ist (bei uns die sicheren Rendite von Staatsanleihen) ./. der Inflationsrate. Nun können Sie mit deutschen Anleihen derzeit noch nicht einmal 0 % erzielen – sondern zum Beispiel -0,5 %. Damit sind die Realzinsen schon jetzt bei -4,5 %. Das verlieren Sie, wenn Sie kein ausgleichendes Einkommen, siehe oben, haben.
Wer kann sich das dauerhaft leisten? Der Politik scheint es dennoch gleich zu sein.