Ein alter Streit in der Ukraine entbrennt erneut. Kiews Bürgermeister Vital Klitschko und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stünden nach einem Bericht „in direkter Konkurrenz“ zueinander – für den Fall, dass in Präsidentschaftswahlen beide vertreten wären. Klitschko hatte Selenskyj angegriffen und bestreitet jetzt, dies hinge mit der unterstellten Konkurrenz zusammen.
„Die Leute fragen sich, wieso wir auf diesen Krieg nicht besser vorbereitet waren. Wieso Selenskyj bis zum Schluss verneinte, dass es dazu kommen werde“, so Klitschko in einem Gespräch mit „20 Minuten“, einem Nachrichtenportal aus der Schweiz.
Klitschko: Es gehe um Ehrlichkeit in der Darstellung der Lage
Klitschko verwies darauf, bezüglich der Lage in der Ukraine ginge es um Ehrlichkeit. Er selbst hatte ab Dezember 2021, also ca. 6-8 Wochen vor dem Einmarsch Russlands in der Ukraine, vor diesem Szenario gewarnt und damals um Vorkehrungen gebeten. Das damalige „Team Selenskyj“ jedoch widersprach und gab an, es handele sich um „Panikmache“.
Nun grassiert der Vorwurf, dass eine bessere Vorbereitung den Einmarsch Russlands weit vorher gestoppt hätte als dies der Fall gewesen ist.
Auch die „Selbstverwaltung“ in der Ukraine sei ein wunder Punkt. Frei übersetzt: Die föderalistische Struktur oder die Frage, wie weit sich die einzelnen Verwaltungseinheiten, also Kommunen, von der Zentralregierung frei machen können.
Klitschko gegenüber der „Bild“: „Es geht hier nicht um politischen Wettbewerb, sondern um demokratische Prinzipien. Bürgermeister werden ihrer Befugnisse beraubt und die Kommunalverwaltung wird angegriffen. Der Konflikt mit der Militärführung ist an die breite Öffentlichkeit gerückt.“ Es dürfte nicht sein, dass alle Prozesse von der Zentrale abhängig seien und von dort gesteuert würden. Ein Vorwurf, der sicher nicht nur von Klitschko kommt, sondern in der Beschreibung der Verhältnisse in der Ukraine oft thematisiert wird.