In den Monaten der Corona-Pandemie, als die halbe Menschheit in den eigenen vier Wänden eingesperrt war, wurde das Geld nicht in Restaurants oder für konsumnahe Dienstleistungen ausgegeben sondern für Waren. Diese konnte man über das Internet auch dann noch bestellen, wenn die Geschäfte selbst geschlossen war.
Eine Folge dieser Entwicklung war, dass noch mehr Waren als sonst schon üblich auf dem Seeweg transportiert wurden. Die Seewege selbst litten in 2020/2021 allerdings unter verstopften Kanälen und wegen Corona gesperrten Häfen. So waren auch die Container länger unterwegs und wurden mit der Zeit knapp.
Profitiert hat von diesen massiven Engpässen die globale Logistikbranche und hier insbesondere jene Unternehmen, die im Seeverkehr eine große Rolle spielen. Die zahlreichen Staus und Engpässe ließen die Preise steigen und spülten anschließend sehr viel Geld in die Kassen der Reedereien.
Die Investitionsbereitschaft in der Branche ist hoch
Einen Standardcontainer von Shanghai nach Los Angeles zu schicken, kostete vor der Pandemie noch weniger als 2.000 US-Dollar. Heute sind 14.000 US-Dollar zu zahlen und in der Spitze waren bereits Preise von 20.000 US-Dollar verlangt worden. So wundert es nicht, dass bei der Hapag-Lloyd inzwischen fast jeder zweite verdiente Euro als Gewinn in der Kasse verbleibt und dass die dänische Møller-Mærsk-Gruppe in den letzten zwölf Monaten so viel Geld verdiente wie in den neun vorangegangenen Jahren zusammen.
Die Konsequenz: Nicht nur die Dividenden der Aktionäre steigen, die Investitionen tun es auch. Zahlreiche neue Containerschiffe werden bestellt und die Auftragsbücher der Werften in Südostasien sind voll. Aber auch in zahlreiche Wirtschaftsbereiche außerhalb des eigenen Kerngeschäfts wird derzeit sehr viel Geld investiert.
Die Bestellung der neuen Schiffe ist für die Branche nicht ohne Gefahr. Natürlich müssen alte Schiffe immer wieder durch Neubauten ersetzt werden. Doch die jetzt bestellten Einheiten werden erst in zwei bis drei Jahren zur Verfügung stehen. Dann dürfte die Corona-Pandemie überwunden sein.
Zu erwarten ist, dass viele Verbraucher einen größeren Teil ihrer Einkünfte wieder für Dienstleistungen ausgeben werden. Dieses Geld wird für die Nachfrage nach Waren, die auf dem Seeweg transportiert werden, zwangsläufig fehlen. Auf die Branche könnten deshalb mittelfristig sehr stürmische Zeiten zukommen, etwa dann, wenn eine größere Schiffsflotte auf einen wieder kleiner werdenden Transportmarkt trifft.