In wenigen Tagen ist Angela Merkel eine „Altkanzlerin“. Nun verabschieden sich zahlreiche namhafte Adressen wie Dr. Wolfgang Schäuble, der selbst nicht mehr als Bundestagsvorsitzender reüssiert. Merkel sei ein „Glück für unser Land“, so ein Bericht.
Merkel – zum Glück
„Angela Merkels langjährige Wegbegleiter und Widersacher Wolfgang Schäuble (CDU) und Horst Seehofer (CSU) haben zum Abschied Merkels die Verdienste der scheidenden Bundeskanzlerin gewürdigt. „Sie war ein Glück für unser Land“, schreibt Schäuble in einem Gastbeitrag für die „Bild am Sonntag“.
Er habe immer großen Respekt vor Merkels Leistung gehabt. „Das Arbeitspensum und die Verantwortung in diesem Amt sind riesig. Das über all die politischen Krisen hinweg 16 Jahre zu bewältigen, gestützt auf breites Vertrauen in der Bevölkerung, hat mir stets imponiert.“ Schäuble, der in Merkels Kabinetten als Innen- und Finanzminister diente, lobte explizit die „analytischen Fähigkeiten, mit denen sie früher als andere, nicht nur in meiner Partei, gesellschaftliche Veränderungen und Stimmungen erkannte“.
Damit habe sie „unser Land in vielem verändert – mit nüchterner Souveränität“. Als „vielleicht wichtigstes persönliches Verdienst“ nannte Schäuble Merkels „auf Ausgleich ausgerichteten Politikstil, der auch unter Nachbarn und Partnern für Vertrauen und Zutrauen in unser Land sorgte“. Seehofer würdigte Merkel unterdessen als „politische Ausnahmeathletin“. Sie habe ihr Amt mit „unglaublicher Präzision und Hartnäckigkeit“ geführt.
Er habe in 50 Jahren Politik kaum jemanden von ihrem Format getroffen. „Angela Merkel hat in den 16 Jahren ihrer Kanzlerschaft alles in ihrer Macht Stehende dem Wohl unseres Landes gewidmet.“ Seehofer räumte ein, dass er nicht immer einer Meinung mit der Kanzlerin gewesen sei und „manche harte Auseinandersetzung“ hatte. „Aber die Probleme, die wir gemeinsam zu lösen hatten, haben uns zusammengeschweißt. Am Ende haben wir jeden Konflikt überwunden. Ob in der Banken- und Finanzkrise, in der Eurokrise, in der Migrationskrise oder in der Corona-Pandemie: Auf unsere Kanzlerin war Verlass.“
Merkel habe die „Fähigkeit und die Ausdauer, auch in schwierigsten Momenten einen Kompromiss zu finden“. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes INSA für die „Bild am Sonntag“ sind 60 Prozent der Menschen der Meinung, dass Merkel ihre Arbeit als Kanzlerin gut gemacht habe.
Nur 30 Prozent bescheinigen ihr schlechte Arbeit. 47 Prozent der sagen, sie werden die Kanzlerin vermissen. Schäuble war zwölf Jahre Minister (2005-2009 Innenminister, 2009-2017 Finanzminister) in Merkels Regierungen, außerdem Merkels Vorgänger als Partei- und Fraktionsvorsitzender. Seehofer und Merkel waren sechs Jahre lang gemeinsam Minister in den Kabinetten Kohl IV und Kohl V. Unter Merkel war Seehofer drei Jahre lang Landwirtschaftsminister (2005-2008) und dreieinhalb Jahre lang Innenminister (2018-2021).
Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur