Sarah Wagenknecht, Vorzeige-Politikerin der Linken, provoziert derzeit mit ihrem Bestseller-Buch die vermeintlichen Metropolen-Linken mit dem Hinweis, diese seien „Lifestyle-Linke“. Aus eben diesem Milieu ist die Kritik am Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer sehr groß, nachdem der sich per Twitter nun zum wiederholten Maße nicht parteikonform bzgl. der grünen Linie geäußert hatte. Palmer wiederum nimmt für sich in Anspruch, er habe Satire verbreiten wollen.
Wagenknecht verteidigte nun in der Neuen Osnabrücker Zeitung den Tübinger Politiker und verwies darauf, dass der dessen Tweet klar als Satire kenntlich gemacht habe. Er solle aber an seiner Arbeit als Oberbürgermeister gemessen werden, nicht an Facebook-Posts. Den Tübinger Weg in der Corona-Krise, als die Stadt gegenüber getesteten Personen die Geschäfte öffnete, hält sie für einen „Erfolg versprechenden Weg“.
Lob für Palmer
„Das war beispielhaft. Und ich finde, ein Oberbürgermeister sollte mehr daran gemessen werden, was er real leistet, als an der Makellosigkeit seiner Tweets.“
Palmer muss derzeit damit rechnen, aus der Partei der Grünen ausgeschlossen zu werden. Robert Habeck wie auch Annalena Baerbock halten das Verhalten Palmer für nicht vereinbar mit der grünen Programmatik. Die Partei habe, so Baerbock, dem Tübinger OB die politische Unterstützung entzogen.
Noch ist das Ausschlussverfahren in der Partei allerdings bei weitem nicht beendet bzw. formal sehr viel weiter als in den Ankündigungsroutinen. Palmer allerdings ist ohnehin in der Partei der Grünen vor Ort für die nächste Oberbürgermeister-Wahl nicht aufgestellt worden. Unter den gegebenen Voraussetzungen ist es unwahrscheinlich, dass Palmer in der Partei der Grünen noch eine erstklassige Karriere vor sich hat. Auch Sarah Wagenknecht, die ihn jetzt verteidigte, hat in ihrer Partei – der Linken – ähnliche Schwierigkeiten.