Kaum haben sich einige Experten aus der Deckung gewagt und mit Blick auf die klammen Sozialkassen eine längere Lebensarbeitszeit angemahnt, da regt sich der Widerstand. Dabei haben die Experten nur ausgesprochen, was eigentlich allen klar sein sollte, aber nur den Wenigsten tatsächlich vollkommen bewusst ist.
Die Babyboomer, also die besonders geburtenstarken Jahrgänge nach dem Zweiten Weltkrieg, gehen in Rente. Für die Rentenversicherung bedeutet dies, dass sich von nun an Jahr für Jahr eine Millionen Beitragszahler in Leistungsempfänger verwandeln. Dies geschieht quasi über Nacht, sobald der jeweilige Geburtstag erreicht ist.
Schon in den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Rentenempfänger zunehmend an. Ihnen stand aber lange Zeit noch eine wachsende Zahl an Beitragszahlern gegenüber. Diese „paradiesischen“ Zeiten sind durch den demographischen Wandel Geschichte und es ist eine Geschichte, die so schnell nicht wieder zurückkommen wird.
Auch eine kräftige Konjunkturerholung wird nicht viel helfen
Die Politik würde das Problem am liebsten totschweigen, zumindest bis nach der Bundestagswahl im September. Wenn eine allzu hysterische Debatte vermieden werden kann, einigt man sich vielleicht wieder auf ein Reförmchen. Das hält den schaukelnden Kahn noch für einige Jahre über Wasser, löst aber das grundsätzliche Problem nicht.
Was hilft, ist nur eine ehrliche Bestandsaufnahme. Nur wenn alle wissen, was auf sie zukommt und bereit sind, den Fakten entschlossen ins Auge zu sehen, können tragfähige Lösungen entwickelt werden. Dass es Lasten geben wird, dürfte dann allen klar sein. Auch, dass diese gerecht auf alle verteilt werden müssen.
Damit dies leichter geht, ist ein starker Arbeitsmarkt von großem Vorteil. Aber auch von diesem können und sollten keine Wunder erwartet werden. Gleichzeitig werden wohl auch die Erwartungen an die zukünftige Rente auf ein realistisches Maß zurückgeführt werden. Auch von ihr sollte nicht mehr alles erwartet werden.