Die Sorge in Polen über die sich zuspitzende Krise im Grenzgebiet zu Belarus nehmen täglich zu. Wie die polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete, wurden bei den Zusammenstößen an der Grenze am Dienstag neun polnische Sicherheitskräfte, darunter zwei Frauen und sieben Männer verletzt. Trauriger Höhepunkt bei den Zusammenstößen mit „steinewerfenden“ Migranten an der polnisch-weißrussischen Grenze ist die Verletzung eines polnischen Polizisten, der mit Verdacht auf Schädelbruch in ein Krankenhaus eingeliefert wurde.
Reporter berichten von sehr aggressiver Stimmung auf belarussischer Seite
Der „Migrantenangriff“ sei hauptsächlich von „jungen, aggressiven Männern“ inszeniert worden, twitterte das polnische Verteidigungsministerium. An der polnischen Ostgrenze zu Belarus versuchen Tausende von Migranten, illegal in das Land und damit in die Europäische Union zu gelangen.
Die Politik beschuldigt Lukaschenko
Polen, die EU und ihre Mitgliedstaaten sowie die NATO und die Vereinigten Staaten haben den autokratischen Staatschef Alexander Lukaschenko beschuldigt, diese Krise als Vergeltung für die westlichen Sanktionen gegen sein Regime inszeniert zu haben. Lukaschenko hat bestritten, gefährdete Menschen, darunter Kurden, Syrer, Iraker aus dem Nahen Osten sowie Afghanen, mit dem falschen Versprechen eines leichten Zugangs zur EU gelockt zu haben.
Harter Tag für polnische Offiziere und Soldaten
Ein Sprecher der polnischen Sicherheitsdienste twitterte am Dienstagabend: „Ein harter Tag für die polnischen Offiziere und Soldaten, die über die polnische Staatsgrenze wachen. Heute haben Migranten, die von weißrussischen Diensten kontrolliert werden, einen noch nie dagewesenen Angriff gestartet.“ Er fügte hinzu, dass „organisierte, mafiöse Gewalt die Polen nur noch entschlossener machen wird, die polnische und somit auch EU-Grenze zu schützen.“
Warschau hat angesichts des Migrationsdrucks den Ausnahmezustand über das Grenzgebiet verhängt.
Der polnische Grenzschutz teilte am Dienstag mit, er habe in den vergangenen 24 Stunden 224 illegale Grenzübertrittsversuche aus Weißrussland registriert. Seit Jahresbeginn wurden über 33.000 solcher Versuche registriert, berichtete die Nachrichtenagentur PAP. Polen plant außerdem den Bau eines massiven Zauns entlang der weißrussischen Grenze, der mit Stacheldraht und elektronischen Überwachungsgeräten ausgestattet sein soll. Der Schutzwall soll bis Mitte 2022 fertiggestellt sein.