Polizei zieht eigene Empfehlung zurück: Jetzt doch nicht „Singen“ bei Messer-Angriff

Die sogenannten Messerangriffe in Deutschland füllen fast täglich die Zeitungsseiten. Wir berichteten über eine Empfehlung der Polizei in Berlin, die bei Angriffen u.a. „Singen“ empfahl. Der Spott war wohl zu groß. Nun zog die Polizei in Berlin zurück.

Nun wurden entsprechende Empfehlungen aus dem Ratgeber gegen Gewalt entfernt. Der zuvor ausführliche Begleittext ist vollständig von der Webseite der Polizei verschwunden; es gibt nun nur noch eine kurze Einleitung und die vollständige Broschüre als Download.

Früher fanden sich auf der Seite verschiedene Ratschläge – manche plausibel, andere weniger. Unter der Überschrift „Tun Sie etwas Unerwartetes“ wurde Opfern eines Angriffs geraten, den „Täter mit überraschenden Aktionen“ zu „verwirren“. Der Gedanke dahinter war, dass Täter ein bestimmtes Verhalten vom Opfer erwarten und man versuchen sollte, selbstbewusst zu wirken und keine Angst zu zeigen. Mit dem „Singen“ hätte wohl kaum jemand gerechnet. Darum ging es:

„Die Regierung möchte teils „Verbote“, „Verbotszonen“ oder verkürzte Messer durchsetzen – die Wirkung solcher Maßnahmen wird in praxi oft genug bescheiden sein, ggf. täuscht sie Aktivität vor -, die Opposition, auch  der Union nutzt dies zu massiven Forderungen. Demnach sollten, so einzelne Aufnahmestopps verhängt werden etc. Der politische Apparat also plustert sich offenbar in allen Richtungen auf und bietet „Lösungen“ an.

Eine ganz andere Lösung bei einem Messerangriff nun hat die Polizei in Berlin.

Empfehlung ist ernst gemeint

Die Polizei also empfiehlt: Bei gefährlichem und gewalttätigem Verhalten singen sie einfach. Sie warnt, dass „statistisch gesehen viele wie nie in eine“ Lage kommen würden, in denen sie gewalttätig angegriffen werden. Ein Alarmzeichen.

Angst sei der Polizei-Meinung nach ein „wichtiges Gefühl“. Dieses würde „eine bedrohliche Situation ankündigen“. Man sollte sich von „Gefühlen leiten“ lassen – und denoch wäre es „nicht nötig, ständig Angst zu haben, da Gewalt individuell nur sehr selten vorkommt“.

Aha. Die geneigte Leserschaft jedenfalls dürfte rätseln.

Täter aber erwarteten von Opfern oft „ein bestimmtes Verhalten“. So sollten sich die möglichen Opfer „möglichst selbstbewusst geben und keine Angst zeigen“. Aber eben nicht so ganz. Sie sollten eher mit „überraschenden Aktionen verblüffen“. „Täuschen Sie zum Beispiel Telefonate mit dem Handy vor. Simulieren Sie Krankheiten, Übelkeit oder fangen Sie laut an zu singen, um dadurch den Täter aus dem Konzept zu bringen.“

Jedenfalls sollten Sie keine eigenen Waffen mitführen: Die Polizei rät davon an. Also: Singen Sie, täuschen Sie Übelkeit vor oder spielen Sie krank. Kein Scherz.“