Zuletzt gab es eine heftige Diskussion um die Freigabe des Patentschutzes für Impfstoffe gegen das Corona-Virus. Die Diskussion ist ausgesprochen interessant, denn die Frage, ob Patente geschützt werden sollen, beschäftigt zumindest die Ökonomen schon seit Jahrzehnten. Interessant ist die Diskussion in Deutschland auch deshalb, weil sich Koalitionen gebildet haben.
Merkel gegen Aufhebung des Patentschutzes
Die Funktion von Patenten ist zunächst recht eingängig: Forscher forschen ursprünglich auf eigenes Risiko. Wer also Geld in die Forschung von Medikamenten oder Methoden investiert, muss mit Misserfolgen rechnen und wird deshalb bestraft. Wer erfolgreich ist, wird durch Erlöse belohnt. Das Risiko, dass sich schnell Nachahmer mit denselben Medikamenten oder Methoden am Markt beteiligen, ist enorm, wenn es keine Patente gibt.
Für Forscher oder forschende Unternehmen allerdings eröffnete sich ein doppelter Nachteil: Die Risiken der Fehlversuche müssen finanziert werden – zudem müssen die laufenden Forschungskosten gleichfalls refinanziert werden.
Patente also können überhaupt die Forschungstätigkeit absichern. So lassen sich Patente wirtschaftlich begründen. Fraglich ist in der Regel, wie lange Patente laufen dürfen. Mit Verweis auf Patente begründet sich allerdings im Pharma-Bereich eine gigantische Marktmacht, so die Kritiker.
In der Corona-Krise wird dies sichtbar: Die Unternehmen haben Patente auf Produkte, die nun die gesamte Menschheit retten sollen, wenn man es etwas blumig formulieren möchte. Würden die Patente freigegeben, so die Hoffnung, würden zahlreiche Unternehmen Produktionskapazitäten schaffen, um schnell Impfstoffe zu erzeugen.
Die EU-Kommission und die US-Regierung scheinen sich für die Freigabe der Patente einzusetzen, so die öffentlichen Berichte. Frau Dr. Merkel ist dagegen, weil sie die Qualität der Forschung oder der Produktion anzweifelt.
Interessant nun auch das, was etwa der „Spiegel“ publiziert. Demnach sei die deutsche Pharmaindustrie bei einer Freigabe der Patente sogar „bedroht“. Und der Spiegel beschreibt:
„Die mRNA-basierten Vakzinen haben sich als wirksamer, einfacher und sicherer herausgestellt“.
Damit sind AstraZeneca oder Johnson & Johnson diskreditiert, auch wenn die Diskussion um vermeintliche Nebenwirkungen bei weitem nicht beendet ist. Auch mRNA-Impfstoffe haben Nebenwirkungen erzeugt, die allerdings in der Berichterstattung eine deutlich weniger große Rolle spielen.
Die Berichterstattung wendet sich vor allem an Aktionäre:
„Die Aktien der potenziell betroffenen Firmen sackten ab; die Pharma- und Biotechwelt reagierte entsetzt. Wer soll noch Geld in die ohnehin risikoreiche und kapitalintensive Forschung stecken, wenn nicht sicher ist, dass sich die Investition am Ende rentiert – und das Ergebnis der eigenen Arbeit nicht plötzlich kostenlos für alle zu haben ist?“
Die Kurse allerdings stiegen schnell wieder. Der „Spiegel“ kämpft aber wacker weiter:
„Die Pharma- und Chemiebranche hat erkannt, dass Covid-Impfstoffe ein langfristiges Geschäft sein werden und sich Investitionen in umgebaute oder neue Anlagen auszahlen. »In Europa entsteht gerade eine ganze Industrie samt Zulieferern«, sagt Şahin.
Zumal es nicht bei der Coronabekämpfung bleiben wird: »Wir wollen die Technologie breit ausbauen und haben neben Krebskandidaten bereits Projekte laufen zu HIV-, Tuberkulose- und Grippe-Impfstoffen«, so der Biontech-Chef. »Und es kommen sehr viele neue Anfragen.« Ein Malaria-Impfstoff etwa könnte ein weiterer Schwerpunkt werden.“
Es geht um Geld.