Laut einem Bericht über sogenannte CCS-Experten („Geostor“, sprich: Speicherlösungen) könnten jährlich Millionen Tonnen CO 2 in der Nordsee gespeichert werden. Die grüne Umweltministerin Deutschlands, Steffi Lemke, schließt dem Bericht nach eine solche Lösung nicht aus.
Wird CO 2 einfach unter dem Meeresboden entsorgt werden können? Umweltministerin Lemke schließt nichts aus
„Unter der deutschen Nordsee könnten laut CCS-Experten etliche Milliarden Tonnen CO2 eingespeichert werden, um die nationalen Klimaziele zu erreichen. Die vorläufigen Schätzungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe über ein Potenzial von 4 bis 10 Milliarden Tonnen werden gerade vom „Geostor“-Projekt genauer erfasst.
„Die laufenden Arbeiten bestätigen, dass alleine im Buntsandstein jenseits der 12-Meilen Zone einige Milliarden Tonnen gespeichert werden können“, sagte Geostor-Projektmanager Klaus Wallmann der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwochsausgabe). „Vor dem Hintergrund gehen wir davon aus, dass sich etwa 30 Millionen Tonnen pro Jahr in der deutschen Nordsee verpressen lassen.“ Dafür würden „keine Gebiete in Küstennähe“ benötigt, sagte der Forscher vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel (Geomar). „Es gibt etwa 100 Kilometer vor den deutschen Küsten geeignete Gebiete mit Sandstein unter ausreichend dicken Tonschichten. Dort könnte die Industrie das CO2 einspeichern, das wäre auch sehr weit von der einzigen deutschen Hochseeinsel Helgoland entfernt.“
Die dänische Regierung hatte vor wenigen Tagen grünes Licht für CO2-Einspeicherungen von bis zu 13 Millionen Tonnen jährlich gegeben. Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) hat für Mitte des Jahres eine CO2-Strategie angekündigt und will gegebenenfalls noch davor das Kohlendioxid-Einspeicherungsgesetz ändern, um die CCS-Nutzung zu ermöglichen. Im aktuellen Evaluierungsbericht wird nach Angaben eines Sprechers „ausdrücklich keine Vorfestlegung darüber getroffen“, wo CO2 gespeichert werden soll.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) schließt eine Nutzung des deutschen Meeresbodens für CCS nicht aus. Die Frage könne „nicht abschließend“ beurteilt werden, sagte ein Ministeriumssprecher. Man werde „vertieft prüfen, um Auswirkungen auf die Meeresökosysteme zu verhindern beziehungsweise zu minimieren“. Der Sprecher sagte zugleich, für nicht oder schwer vermeidbare Emissionen aus der Industrie werde die CO2-Einspeicherung benötigt.
Unionsfraktionsvize Jens Spahn (CDU) plädierte für den Einstieg in die Technologie. „Wenn es sinnvoll und sicher ist und nicht über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden wird, gäbe es für CCS in Deutschland sicher auch die nötige Akzeptanz“, sagte Spahn und warf Kritikern wie dem Naturschutzbund (Nabu) „Abwehr-Reflexe“ vor. „Wer technische Innovation behindert, zögert die Klimaneutralität heraus. Wenn wir ein klimaneutrales Industrieland werden wollen, das seinen Wohlstand erhält, müssen wir bei innovativen Technologien führend sein.“
Auch Geostor-Projektmanager Wallmann forderte mehr Tempo: „Wir halten CCS für machbar und sinnvoll. Nun muss geklärt werden, wie daraus ein Geschäftsmodell für die Industrie wird, und die rechtlichen Hürden müssen ausgeräumt werden“, sagte er. Statt einem Verbot brauche es geeignete Auflagen und Regulierung. „Darum müssen wir uns jetzt kümmern, denn 2045 müssen wir bei null Emissionen angekommen sein.“
Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur
Foto: Das Wattenmeer an der Nordsee, über dts Nachrichtenagentur