Obwohl die Ständige Impfkommission STIKO für Kinder unter 12 Jahren ausdrücklich keine Corona-Impfung empfiehlt, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel beim sogenannten Impf-Gipfel am 26.04.2021 beschlossen, dass Kinder und Jugendliche ab dem 7. Juni geimpft werden dürfen. Die STIKO begründet ihre vorläufige Absage (in dieser Woche wird neu entschieden) an eine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche mit der „unbefriedigenden Datenlage, um die Folgen einer Corona-Erkrankungen für diese Altersgruppe und mögliche Risiken durch eine Impfung mit einander abwägen zu können“. Bislang gibt es weder einen für Minderjährige zugelassenen Impfstoff noch eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission.
EMA hat Impfstoff zugelassen
Vor wenigen Tagen hat die Europäische Arzneimittelagentur – vorbehaltlich der Zustimmung der EU-Kommission – den Pfizer/Biontech-Impfstoff für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen. Daraufhin warnte die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts ausdrücklich für einer Impfkampagne für Kinder ab zwölf Jahren.
Der Immunologe der STIKO, Christian Bogdan, sprach sich gegen eine generelle Kinderimpfkampagne aus, welche von der Bundesregierung vorangetrieben wird. Es fehlten ausreichend Daten über Nebenwirkungen, warnte der Immunologe. Deshalb könne eine Impfempfehlung für Kinder nicht ausgesprochen werden, sagte er den „Nürnberger Nachrichten“.
Das Paul-Ehrlich-Institut habe Hinweise für ein erhöhtes Auftreten von Herzmuskelentzündungen im zeitlichen Kontext mit der Impfung – vor allem bei jungen Männern. Daher seien mehr Daten notwendig, bevor eine Kinderimpfkampagne gestartet werden könne.
Das Ziel der Regierung ist es, bis Ende des Sommers Kindern und Jugendlichen ein Impfangebot zu machen. Merkel erklärte beim Impfgipfel, dass die „Frage eines sicheren Schulbetriebs unabhängig von einer Impfung der Schüler zu beantworten sei“. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller erklärte auf der Pressekonferenz, dass „die Einrichtung des neuen Schuljahrs unabhängig von den Impfungen der Jugendlichen erfolgen werde“.
Fraglich ist, ob sich die Politiker im Herbst noch an ihre Aussagen vom 26. Mai erinnern werden. Denn der Ärztetag forderte, eine Impfstrategie für Kinder und Jugendliche zu entwickeln und Präsenzunterricht von Kindern und Jugendlichen von einer Corona-Impfung abhängig zu machen. In der Erklärung hieß es zudem, dass „ohne rechtzeitige Impfung, insbesondere auch für jüngere Kinder, ein erneuter Lockdown für diese Altersgruppe zu weiteren gravierenden negativen Folgen für die psychische Entwicklung führen werde“. Der Ärztetag postuliert damit offenbar, dass ohne eine flächendeckende Durchimpfung von Kindern und Jugendlichen vor Beginn des nächsten Schuljahres ein erneuter Lockdown drohe.
Bleibt abzuwarten, wie sich die Politik bis zum Herbst entwickeln wird. Möglicherweise könnten ungeimpfte Kinder und Jugendliche dann vom Präsenzunterricht ausgeschlossen und zum Online-Unterricht verdammt werden. Außerdem drohte Merkel bereits an, dass dies „nicht die letzte Pandemie gewesen sei“.