Harter Tobak in der „Welt“ – dort erschien am Sonntag ein Beitrag, der sich mit der Frage beschäftigt, ob die „Klima-Religion“ in „die Lücke (stoße“, die das Christentum hinterlässt“. Die Bewegung trage zahlreiche Züge einer religiösen Gemeinschaft, heißt es in der Zusammenfassung. Es gehe um „Askese, Sühne und Verbote“. Dazu kommt, dass die Kirchen an Bedeuten verlören. Damit entsteht quasi rechnerisch die Lücke, in die eine solche Bewegung tatsächlich stoßen könnte. Sehen wir uns die Argumente an.
Neue Glaubensrichtung Klima
Die erste These lautet: Die Kirche verliere weiter an Bedeutung. Zumindest was die Zahl der Mitgliedschaften angeht, ist diese Bemerkung sicherlich richtig und auch so zu beobachten. Dies gilt zumindest in Deutschland sowohl für die evangelische Kirche wie auch für die Katholiken.
Eine „neue Glaubensrichtung“ erfreue sich hingegen wachsender Beliebtheit, so die These. Die „Klima-Religion“, im Original ohne Anführungszeichen.
Die Klimabewegung würde mit diesem Synonym nicht ohne Grund ausgestattet, heißt es.
So wird der katholische Erzbischof Heiner Koch zitiert (Berlin): „Mich erinnern die Freitagdemos ein wenig an die biblische Szene vom Einzug Jesu in Jerusalem.“ Er wolle Greta Thunberg nicht zum „weiblichen Messias“ werden lassen. Die Gesellschaft benötige jedoch immer mal wieder „echte Propheten“.
Nun ist die Wahrnehmung eines Erzbischofs sicherlich keine Wahrheit, weist aber Züge der Umdeutung auf: Die Ökologisierung der Theologie, wie der Beitrag herausarbeitet. Es würde sogar einen Zusammenhang zwischen der Entkirchlichung der Kirche und einer Vergöttlichung der Klimabewegung geben.
Der Historiker Volker Reinhardt gehe davon aus, die Religion habe sich mit dem Bedeutungsverlust der Kirchen nicht erledigt, sie würde lediglich verschoben. Die große Mehrheit der Menschen benötige so etwas „wie einen transzendentalen Halt“. Also so eine Art übersinnlichen Sinn. Die Stelle Gottes und der Kirche werde nun in der Verherrlichung der Natur besetzt.
Reue und Schuld (übernahme) wie auch der neue Ablasshandel, die „Öko-Schuld-Industrie“ wären die Antworten.