Die Wirecard-Fahndung und -aufklärung ist noch immer nicht abgeschlossen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz müsse sich teils vor dem Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages fürchten, hofften Kritiker. Doch entscheidende Hinweise auf den Grund und die Hintergründe für den Wirecard-Skandal fehlen noch immer. Der Hauptverdächtige, Jan Marsalek, früher Wirecard-Manager, ist verschwunden. Bislang jedenfalls.
Spur offenbar in Moskau
So solle es eine Spur in Moskau geben, heißt es. Der Bundesnachrichtendienst BND unterstelle nun, dass Marsalek sich in Moskau aufhält. Der Dienst behauptete gegenüber der „Welt“, dafür entsprechende und vor allem plausible Hinweise zu haben.
Der Präsident des BND, Bruno Kahl, hat dies offenbar auch in der geheimen Befragung durch den Untersuchungsausschuss am 7. Mai 2021 schon so geäußert. Marsalek säße in Moskau, wusste er offenbar zu berichten. Dies bestätigt ein bis dato noch unveröffentlichter Bericht der Fraktionen der Union sowie der SPD. „Der Ausschuss geht davon aus“, Marsalek würde über die „Österreichisch-Russische Freundschaftsgesellschaft „Kontakte zu russischen Nachrichtendiensten erlangt (haben, die ihm auch bei seiner Flucht und seinem Untertauchen zu Gute“ gekommen sein sollen.
Es gehe bei der Fahndung nun darum, so wird der FDP-Finanzexperte Florian Toncar zitiert, „wie intensiv diplomatische Aktivitäten sind“. Diese müssten diskret sein.
Wenn der BND den Aufenthalt von Marsalek in Moskau oder in der Nähe Moskaus am Ende für plausibel hält, dann wäre ein Auslieferungsantrag an Moskau bzw. Russland möglich. Die damit einhergehenden Hintergründe könnten den gesamten Fall noch einmal spannend werden lassen. Möglicherweise wird dadurch auch die Regierung entlastet – oder aber auch belastet, je nachdem, welche Hintergründe hier tatsächlich bis dato nicht bekannt sind.